Der von Schwarz-Gelb geplante Pflegeurlaub könnte sich auch auf den Alltag in den Apotheken auswirken. Um Angehörige zu pflegen, dürfen Angestellte laut Gesetzesentwurf ab 2012 ihre Stunden reduzieren, um sie später nachzuarbeiten. Aus Sicht der Inhaber können sich Apotheken aufgrund ihrer Personalstruktur solche langfristigen Freistellungen aber nicht erlauben. Auch die Angestellten bemängeln das Gesetz.
Laut Koalitionsvorschlag dürfen Arbeitnehmer zwei Jahre lang ihre Arbeitszeit um die Hälfte reduzieren, um Angehörige zu pflegen. Das Gehalt soll trotzdem zu 75 Prozent weiter gezahlt werden. Nach Rückkehr in die Vollzeitbeschäftigung beziehen sie für den gleichen Zeitraum ein um 25 Prozent verringertes Gehalt. Eine Verpflichtung für die Arbeitgeber soll es aber nicht geben.
„Ob freiwillig oder nicht, die Mehrzahl der Apotheken kann sich so etwas kaum erlauben“, erklärt Theo Hasse, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Deutscher Apotheken (ADA). Die Personaldecke sei zu dünn; zudem sei es schwierig, einen passenden Ersatz zu bekommen. „Das könnte in den Apotheken zum Chaos führen“, sagt Hasse. Es sei viel wichtiger, die private Hauspflege im Vergleich zu externen Anbietern attraktiver zu machen: „Die pflegenden Angehörigen müssten durch direkte Zahlungen noch mehr unterstützt werden“, so Hasse.
Die zinsfreien Darlehen, die Unternehmen für die Weiterzahlung des Gehaltes von der bundeseigenen KfW-Bankengruppe erhalten können, sieht Hasse als „Mogelpackung“ an. „Das Geld muss ja trotzdem irgendwann bezahlt werden.“
Bei der Apotheken-Gewerkschaft Adexa unterstützt man die Grundidee des Gesetzes, ist aber mit der Umsetzung nicht zufrieden: „Alles, was die Pflege von Angehörigen erleichtert, begrüßen wir“, erklärt eine Sprecherin. Man befürchte jedoch, dass sich mit der Neuregelung für Apotheken nicht allzu viel ändert: „Im Schnitt arbeiten Apothekenmitarbeiter ohnehin nur 27,7 Stunden in der Woche.“ Dass die Freistellung für den Arbeitgeber freiwillig ist, mache es zudem unwahrscheinlich, dass Apothekenmitarbeiter davon Gebrauch machen könnten.
Familienministerin Kristina Schröder (CDU) hatte ursprünglich geplant, für Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch auf den Pflegeurlaub einführen zu wollen. Sie scheiterte damit allerdings am Koalitionspartner FDP.
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