Herpescremes

Pencivir: Keiner will‘s zurück

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Berlin -

Manchmal haben globale Deals für die Betroffenen vor Ort ganz konkrete Folgen. So auch bei der Megafusion der OTC-Sparten von GlaxoSmithKline (GSK) und Novartis: Weil die EU-Kommission Bedenken hatte, mussten die Hersteller Pencivir an Omega/Perrigo verkaufen. Weil sich niemand mehr für die alte Ware zuständig fühlt, bleiben Apotheken, die noch ältere Bestände der Herpescreme haben und diese retournieren wollen, auf den Beständen sitzen.

Im Juni kaufte Perrigo die Rechte für Pencivir; zum 15. September übernahm Omega hierzulande den Vertrieb. Auch die alten Restbestände wechselten den Besitzer – die neuen Eigentümer verkauften also eine Zeitlang Ware ihrer Vorgänger. Erst seit 1. November liefert Omega nur noch Packungen aus, die das eigene Logo tragen.

Apotheken, die jetzt verfallene Ware retournieren wollen, sitzen zwischen den Fronten: Omega weigert sich, Packungen mit altem Logo zurückzunehmen. Doch auch GSK nimmt keine Retouren mehr an: „Da es oft schwer ist festzustellen, ob Produkte, die zurückgegeben werden sollen, noch von GSK beziehungsweise Novartis ausgeliefert wurden oder schon von Omega/Perrigo, ist die Situation etwas unklar“, räumt eine Sprecherin ein.

Generell verfahre man wie folgt: „Wenn es klar ersichtlich ist, dass Produkte, die zurückgenommen werden sollen, von uns ausgeliefert wurden, dann nehmen wir sie an.“ Dies habe man auch in verschiedenen Fällen in der letzten Zeit so gehandhabt. „In Situationen, in denen es allerdings unklar ist, wer das Produkt geliefert hat, müssen wir von Fall zu Fall entscheiden, wie die Situation gehandhabt wird.“ In solchen Fällen könnten sich Kunden an ihren Kontakt bei GSK wenden.

Novartis hatte die Herpescreme zunächst unter dem Namen Vectavir vertrieben; 2005 wurde der Wirkstoff Penciclovir aus der Rezeptpflicht entlassen. Der Versuch, das Präparat unter der Dachmarke Fenistil zu vermarkten, scheiterte. Das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) wies in letzter Instanz eine die Beschwerde des Herstellers gegen einen entsprechenden Bescheid des BfArM ab.

Ab 2014 wurde das Produkt unter der Marke Pencivir vertrieben. Nach Umsatz lag das Präparat vor dem Verkauf mit rund 30 Prozent Marktanteil annähernd gleichauf mit Zovirax. Abgeschlagen folgten Aciclostad sowie Aciclovir Ratiopharm und Lomaherpan mit knapp zwei- beziehungsweise einstelligen Marktanteilen. Mit Packungszahlen zwischen einer und 1,5 Millionen Packungen liegen Zovirax, Pencivir und die Generika allesamt in einer Größenordnung. Von untergeordneter Bedeutung unter den Aciclovir-haltigen Cremes sind Hexal (Acic) sowie Aliud und Heumann. Insgesamt gibt es 40 weitere Mitbewerber.

Das älteste Mittel ist übrigens Lomaherpan, das seit August 1983 auf dem Markt ist und seit einigen Jahren zu Infectopharm gehört. Der Melissenextrakt verhindert Studien zufolge das Eindringen der Viren in die Zelle und hat einen Marktanteil von circa 5 Prozent. Ebenfalls unter den Top 10 ist Lyranda von Weber & Weber: Die im April 2013 eingeführten Kautabletten mit hochdosiertem Lysin und neun weiteren Mikronährstoffen sind zur diätetischen Behandlung von Lippenherpes gedacht. Von Johnson & Johnson gibt es seit 2006 unter der Marke Compeed Herpespflaster.

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