Lautes Gebrüll und herumlungernde Menschen – in vielen Städten wandelt sich in der Nacht mancher Platz und zeigt ein bedrohlich anmutendes Bild. Wenn Betrunkene oder Drogenabhängige vor notdiensthabenden Apotheken Kundinnen und Kunden verschrecken und dafür sorgen, dass sich die Angestellten nachts nicht mehr sicher fühlen, muss die Politik einschreiten. Auch Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) muss über solche Zustände und die Notwendigkeit eines sicheren Apothekennotdienstes aufgeklärt werden. Ein Kommentar von Carolin Ciulli.
Der Einbruch in einer Apotheke und der versuchte Angriff auf einen notdiensthabenden Inhaber zeigen, dass die Situation auf einem Platz in der Flensburger Innenstadt eskaliert. Auch in anderen Städten verströmen manche Plätze in der Nacht eine andere Stimmung als am Tag und sorgen für Unwohlsein und Unsicherheit bei Anwohnerinnen und Anwohnern und Gewerbetreibenden.
Es ist jedoch ein Unterschied, ob ein geschlossener Supermarkt und Florist oder eben Apotheken betroffen sind. Denn dort suchen in der Nacht Kundinnen und Kunden Hilfe. An manchen Orten sind es dutzende Menschen, die etwa wegen eines dringend benötigten Antibiotikums klingeln. Gerade sie müssen sich sicher fühlen, wenn sie Hilfe suchen.
Es ist ein Unterschied, ob sich Drogenabhängige oder Wohnungslose vor einer Eisdiele oder einer notdiensthabenden Apotheke breit machen. Denn in der Apotheke geht eine Pharmazeutin oder ein Pharmazeut ihrem Versorgungsauftrag nach. Die Verantwortlichen in den betroffenen Städten dürfen nicht wegschauen und müssen Lösungen wie mehr Ordnungsdienst und mehr lokale Hilfsangebote anbieten.
Dass die Kammer den Notdienst-Algorithmus nicht anpassen kann, ist ein Fakt. Aber die Standesorganisationen sind dennoch gefragt. Sie sollten sich mit Nachdruck bei der Stadt für eine andere Lösung für ihre Mitglieder einsetzen. Sie haben die Zahlen, wie viele Bürgerinnen und Bürger die Notdienste wahrnehmen und wie wichtig dieser sichere Zugang zur Arzneimittelversorgung ist.
In der aktuellen Debatte um Gewalt gegen Rettungsdienste oder Klinikangestellte, muss dieser Aspekt mitdiskutiert werden.