Kommentar

Die Krux mit der Box

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Berlin -

Die Logistik spielt bei Apotheken eine immens wichtige Rolle. Nicht nur die Lieferungen in die Apotheke, auch die Sendungen nach draußen müssen sitzen. Hunderttausende Patientinnen und Patienten werden täglich beliefert. Der Botendienst wurde dabei schon oft von externen Unternehmen ins Visier genommen. Zuletzt scheiterten die Konzepte an zu hohen Kosten. Ein Kommentar von Carolin Ciulli.

Fast alle Apotheken bieten einen Botendienst an. Diese Leistung wird rund 300.000-mal täglich vom Apothekenpersonal erbracht. Die Beratung dazu erfolgt entweder vorab in der Offizin, telefonisch oder begleitend durch pharmazeutisches Personal bei der Übergabe. In den meisten Fällen ist es jedoch kein Fachpersonal, das die Lieferungen bis zur Haustür fährt.

Die berühmte „Letzte Meile“ ist immer wieder im Fokus und das Ziel neuer Geschäftsideen. Zuletzt waren es die Arzneimittel-Schnelllieferdienste wie Mayd & Co., die mit Millionen den Markt umkrempeln wollten und letztlich doch pleite gingen – zu teuer war das Logistikkonzept dahinter.

Um Personal- und Fuhrparkkosten zu sparen, soll der Botendienst jetzt durch eine Box für Abholstationen entlastet werden. Das Konzept sieht vor, dass der abschließbare Behälter mit den Lieferaufträgen in der Apotheke gepackt wird und dieser dann in eine externe Abholstation gesteckt wird. Die Idee klingt zunächst schlüssig, gerade weil Abholstationen boomen.

Abholfächer in Apotheken

Nicht nur große Konzerne wie Ikea, auch Vor-Ort-Apotheken haben den Trend längst erkannt und bieten vor der Türe – und damit unabhängig von den Öffnungszeiten – Abholfächer an. Dass sie sich einen Platz in einer externen Paketstation sichern, kann für einen Teil der Kundschaft funktionieren. Fraglich ist, ob es so ein Projekt, das in der Hauptstadt Berlin mit genug Vor-Ort-Apotheken startet, bis aufs Land in die Fläche schafft.

Zuletzt scheiterten die Start-ups, bevor es in die weniger besiedelten Gebiete ging, kläglich. Auch die genannten Partner wie ein Zulieferer und ein Telemedizinanbieter lassen aufhorchen und werfen Fragen auf, ob hier nicht die Box als Kelch weitergereicht wird und schlimmstenfalls die Bemühungen der Vor-Ort-Apotheken bei der Versorgung übergangen werden.

Festzuhalten ist, dass eine Box für Paketautomaten weder die Vor-Ort-Apotheke noch die Versorgung retten und sicher kann. Und den klassischen Botendienst revolutionieren bereits findige Inhaberinnen und Inhaber, indem sie sich zu Firmen zusammenschließen, um Kosten zu sparen.

Die Box für die Box könnte ein nettes Beiwerk für einen Teil der Kundschaft sein, wenn sich die Konditionen für Inhaberinnen und Inhaber lohnen. Was die stationäre Apotheke in diesen Zeiten wirklich braucht, ist ein höheres Fixum und Anreize für den Nachwuchs, wieder vor Ort als Approbierte, PTA oder PKA arbeiten zu wollen.

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