Angestellte sollten sich wehren

Cholerische Vorgesetzte: „Besser früh Kontra geben“

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Berlin -

Sind Chefs oder Chefinnen oft gereizt und fahren bei jeder Kleinigkeit aus der Haut, kann das für Angestellte sehr anstrengend sein. Die Attacken kommen dabei häufig wie aus dem Nichts: Es fallen dann vernichtende Sätze über die Unfähigkeit der Mitarbeiter.„Cholerisches Rumbrüllen bedeutet: Dieser Mensch hat sich nicht unter Kontrolle“, so Professor Dr. Dieter Frey, Diplom-Psychologe und Leiter des Centers für Leadership & People Management der Ludwig-Maximilians-Universität München. Wie können Betroffene damit umgehen?

Es kann in jedem Arbeitsverhältnis vorkommen: Der Chef oder die Chefin rastet aus und schreit Mitarbeiter:innen an. Mit solchen Situationen mussten sich einer Umfrage von „Meinestadt“ zufolge schon etwa 30 Prozent der Fachkräfte auseinandersetzen. Das Marktforschungsinstitut Respondi hatte dazu insgesamt 2085 Fachkräfte mit Berufsausbildung im Alter von 25 bis 65 Jahren online befragt.

Mitarbeiter wie Untertanen

Dabei ist eines klar: „Wer cholerisch herumschreit, denkt meist auch, dass er sich nicht unter Kontrolle haben muss. Denn aufgrund seines Machtverständnisses fühlt er sich berechtigt, sich so aufzuführen“, sagt Frey. Dabei sehe der oder die Vorgesetzte die Mitarbeiter:innen als Untertanen an: „Da diese von ihm abhängig sind, kann er sich sämtliche Freiheiten rausnehmen.“

Viele Angestellte sehen sich im Arbeitsverhältnis auf einer schwächeren Position und fühlen sich zudem abhängig. Besonders belastend ist auch: „Diese Wutausbrüche können jederzeit passieren“, so der Experte. Solche Anfälle können die Mitarbeiter mit derselben Willkür treffen wie der Blitz einen Baum trifft. Die Mitarbeiter:innen können sich darauf nicht vorbereiten und sind umso mehr geschockt.

Das Fatale: Oftmals reicht ein kleiner Fehler oder Unstimmigkeit aus und die Person explodiert. „Von sich aus aufhören wird der Chef oder die Chefin meist nicht“, so Frey. „Das Rumbrüllen wird wiederholt, wenn er oder sie sieht, dass es keine negativen Konsequenzen hat und die Untergebenen mit Ehrfurcht, Unterwerfung, Angst oder gar Gehorsam reagieren“, so der Experte.

Gemeinsam gegen Willkür

Dabei überschreiten schon Beleidigungen wie Idiot oder Niete das rechtlich zulässige Maß. Solch ein Ausruf ist demnach ein Straftatbestand, sind sich Fachanwälte für Arbeitsrecht einig. Deswegen müssen Betroffene solche Anfälle keineswegs hinnehmen. Während der Anfälle sei es jedoch klüger, erstmal Abstand zu nehmen: „Man sollte in Deckung gehen und sich selbst etwas sagen wie ,Der arme Kerl'. Solche Gedanken helfen einem zumindest“, erklärt Frey.

Hinterher könne man dann in Ruhe das Problem ansprechen: „Das bedeutet aber nicht, dass jeder Chef sofort einsichtig ist. Schließlich kann er immer genügend Gründe haben, mit irgendetwas unzufrieden zu sein“, so der Experte. Was außerdem helfen kann: „Man darf sich nicht immer nur als Opfer und als Beobachter fühlen. Das Allerwichtigste ist, dass man ein Netzwerk bildet, um solchen Führungspersonen Einhalt zu gebieten“, so Frey.

„Denn verheerend ist es, wenn solche Choleriker ihrerseits noch zu Vorbildern für den Führungsnachwuchs werden. Es ist sinnvoll, sich Verbündete zu suchen“, so der Experte. „Denn warum soll man sich das Leben von einem Choleriker schwermachen lassen? Man muss ihn isolieren. Und man muss rüberbringen, dass bestimmte Dinge einfach vollkommen indiskutabel sind.“

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