Start-up will Arzneimittel in Automaten packen

Botendienst defizitär: Apotheken-Box für Abholstation

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Berlin -

Die Apotheken vor Ort dürften künftig noch mehr Medikamente ausliefern als bisher. So jedenfalls beschreiben Experten die Zukunft der Versorgung. Dabei wird sich der Botendienst verändern. Davon geht Martin Schmidt, Mitgründer des Logistik-Start-ups ZeroWait, aus. Er will Apotheken eine Box für Arzneimittellieferungen anbieten, die in konventionellen Paketautomaten angebracht wird. Rechtliche Risiken sieht er nicht und hofft jetzt auf die Unterstützung von Sponsoren.

Die Idee von ZeroWait: Abholstationen sind die Zukunft. Lieferungen nach Hause würden künftig zum Premiumsegment werden, sagt Schmidt, der den Essenslieferdienst „Homemeal“ mitgegründet hat. In der Logistikbranche seien die Automaten der „nächste große Trend“. Ihre Zahl werde sich bis 2030 verdoppeln und sie würden zum neuen Standard werden. Aktuell ist das Start-Up im Gespräch mit vier Automatenanbietern wie „Myflexbox“ oder „DeinFach“. Auch die „Deutsche Bahn-Box“ sei als Partner vorstellbar.

Hintergrund sei, dass der Botendienst der Apotheken oft ein „defizitäres Geschäft“ sei, sagt Schmidt. Im Schnitt würden zwei bis drei Patientinnen oder Patienten pro Stunde bedient und die Fixkosten wie für Personal oder das Fahrzeug lägen bei etwa 10 Euro pro Lieferung. Gleichzeitig steige die Erwartungshaltung bei der Bevölkerung, dass immer mehr Waren geliefert würden. Mit der ZeroWait-Box lägen die Kosten bei 2 Euro pro Patient.

Um die Paketautomaten für Apotheken nutzbar zu machen, wurde eine eigene Box entwickelt, die in die Fächer gesteckt werden könne. In die Box sollen bis zu zwölf Medikamente passen. Dafür enthält sie verschiedene Segmente. Die Apotheke befüllt sie vor Ort – dadurch sei die volle Kontrolle gegeben, sagt Schmidt. Die Box habe Temperaturkontrolle, sei diebstahlsicher und könne in verschiedene Paketautomaten eingesetzt werden. „Wir bauen auf die existierende Infrastruktur auf.“ Der Patient werde benachrichtigt, wenn die Lieferung abholbar sei.

Martin Schmidt und Robin Pohl im Porträt. Mehr dazu im Artikel.
Die ZeroWait-Gründer Martin Schmidt und Robin Pohl (v.l.) hoffen auf finanzielle Unterstützung, um Anfang 2026 in den Markt gehen zu können.Foto: ZeroWait

Das Konzept befindet sich mitten in der Finanzierungsrunde. Schmidt zufolge sind bereits acht Apotheken mit im Boot genauso wie ein Zulieferer und ein Telemedizinanbieter. Im Januar soll in Berlin gestartet werden. Den Prototyp hat er mit seinem Partner Robin Pohl selbst entwickelt. Mit insgesamt 250.000 Euro soll das Projekt an den Start gehen. Mindestens die Hälfte sei bereits zusammen. Wer die Unterstützer sind, will er nicht verraten. „Es ist kein strategischer Investor.“

Mit dem E-Rezept fange das große Zeitalter des E-Commerce bei verschreibungspflichtigen Medikamenten an, so die These. Große „Versandapotheken gewinnen zunehmend Marktanteile und beschleunigen das Apothekensterben“. Dieses „große Problem“ könne damit gelöst werden, dass mit der Box Paketautomaten für Medikamentenlieferungen genutzt werden könnten. Juristen hätten das Projekt abgesegnet, so Schmidt. „Die Automaten dienen vielen Patienten als zentrale Abholpunkte, bringen dadurch Volumen auf die Routen und steigern Wirtschaftlichkeit sowie Reichweite der Botendienste. Paketautomaten sind rund um die Uhr verfügbar, diskret und flächendeckend auch in ländlichen Regionen. So bleibt die Versorgungssicherheit erhalten.“

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