Antibiotikum fehlt auf eGK

Advents-Notdienst: Notarzt signiert Rezept nicht

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Berlin -

Die Geschichten über Ärgernisse im Notdienst sind lang. Mit dem E-Rezept kam ein neues Feld hinzu. Denn auch außerhalb der normalen Öffnungszeiten nehmen es nicht alle Ärztinnen oder Ärzte so eng mit der Signatur der digitalen Verordnungen. Im brandenburgischen Neuenhagen endete ein Fall am Adventssonntag mit viel Mehrarbeit, bis die Patientin schließlich ihr Antibiotikum in den Händen halten konnte.

Tina von Baehr leistete am vergangenen Sonntag Notdienst. In ihre Sertürner Apotheke kam eine Patientin direkt von einer zahnärztlichen Bereitschaftspraxis. Dort sei Amoxiclav für ihren Vater verordnet worden, sagt die Inhaberin. Ihr wurde die elektronische Gesundheitskarte (eGK) gereicht.

Zudem habe die Kundin erklärt, dass auf der Karte ein Rezept von Amoxi 1000 gespeichert sein müsste. „Das sollte ich löschen, weil es falsch gewesen sei“, sagt von Baehr. „Zum Beweis legt sie ein rosa Papierrezept vor über Amoxi 1000 (durchgestrichen) mit der handschriftlichen Ergänzung ‚Bitte löschen!‘.“ Für die Apothekerin an sich kein Problem.

Mehrere Stunden für Signatur

Allerdings erschien auf der Karte nur das zu löschende Rezept. „Kein weiteres über Amoxiclav.“ Sie erklärte der Frau, dass es vermutlich mit der Signatur zusammenhänge und das Rezept noch nicht „freigeschaltet“ und in der Apotheke angekommen sei. Daraufhin habe die Kundin in der Praxis angerufen, worauf man ausgerichtet habe, dieser Vorgang können schon einmal zwei bis drei Stunden dauern.

Diese Aussage sorgte bei der Apothekerin für Aufregung. „Dass so etwas im Notdienst passiert, ist der Gipfel.“ Warum sie ein Papierrezept für das zu löschende Medikament und nicht für das benötigte bekommen habe, sei unverständlich. Letztlich löste sich die Situation, nachdem die Frau erneut in die Bereitschaftspraxis gefahren und mit einem Papierrezept zurückgekommen sei.

Die Inhaberin beklagt, dass generell bei 30 bis 40 Prozent der Kundschaft die Signatur nicht direkt erfolge. „So viele sagen, dass wir schauen sollen, was auf der Karte ist.“ Oft käme dies Freitag- oder Mittwochnachmittags vor. Das Problem seien die Softwaresysteme der Praxen. „Das E-Rezept ist nicht schlecht, wenn es funktioniert. Wichtig ist aber, dass alle sich damit beschäftigen müssen.“

Natürlich gebe es viele Praxen, in denen die Digitalisierung rund laufe. Doch Einzelfälle, in denen immer noch nicht direkt signiert werden, bremsten den Apothekenbetrieb aus. „Unsere Standesvertretung sollte sich mit den Kassenärztlichen Vereinigungen und den Zahnärzten deshalb zusammensetzen und sich darüber austauschen“, fordert sie. „Denn am Ende ist es der Patient, der leidet.“

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