ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

10 Cent extra: Öko-Prämie für Apotheken

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Berlin -

Die Krankenkassen fördern eine umweltfreundlichere Arzneimittelproduktion. Heißt konkret: Bei den Rabattverträgen gibt es einen Bonus für saubere Wirkstoffherstellung. Ab sofort sollen auch die Apotheken in die Pflicht genommen werden, das teilte kürzlich das Umweltbundesamt (UBA) mit. Jetzt heißt es: „Zeig mir deinen CO₂-Fußabdruck – und ich sage dir, ob du deine Apotheke geöffnet lassen darfst.“

Für alle Apotheken besteht laut UBA die Pflicht, eine umweltzertifizierte Geschäftsführung nachzuweisen. Denn warum sollen sich nur die Pharmafirmen um eine saubere Wirkstoffherstellung bemühen? Ab sofort heißt es für Inhaberinnen und Inhaber: Aufrüsten in Sachen Nachhaltigkeit! Denn Apotheken seien wahre Energiefresser, so dass UBA. Vor allem im Bereitschaftsdienst und der Rezepturherstellung könnten Ressourcen viel effizienter genutzt werden.

Bis 2026 müssen Apotheken vor Ort deshalb verschiedene Nachweise bringen – Originalrechnungen und Fotos von allen erdenklichen Perspektiven inklusive. Für einen plausiblen Nachhaltigkeitsbericht müssen Solaranlagen installiert werden, die die hohen Energiekosten für Kommissionierer und Beleuchtung abfedern, pro Bote muss ein Fahrrad zur Verfügung stehen, welches die kinetische Energie beim Bremsen in elektrische Energie umgewandelt und in einen Akku eingespeichert, welcher wiederum den Dreiwalzenstuhl im Labor unterstützt.

Aquaponik im Labor

Doch damit nicht genug: Die Platzkapazitäten der Rezeptur-Labore müssen effizienter genutzt werden, so das UBA. Jeder Geschäftstreibende ist ab sofort dazu verpflichtet, Aquaponik zu betreiben. Da pharmazeutisches Fachpersonal ohnehin über das nötige Know-how für Biologie, Chemie und Wirkstoffkreisläufe verfügen, ist das Fundament für die nachhaltige Fischzucht mit Pflanzenanbau bereits vorhanden.

Die Analyse von Abbauprodukten, wie Rückstände von Antibiotika oder Hormonen im Wasserkreislauf kann so im Prinzip nebenbei erfolgen, ebenso wie die Beobachtung der Bioakkumulation von Arzneistoffen und die Entwicklung von Modellen zur Umweltpharmazie – Stichwort: ökologische Pharmazie. Kleiner Tipp vom UBA: „Bauen Sie ein Sichtfenster zum Labor ein, das fördert die Kundenbindung und verkürzt die Wartezeit in der Offizin.“

Tupper für Rezepturen

Auch die Kundschaft wird mit eingebunden. Per Zerowaste-Philosophie sollen Arzneimittel künftig in selbstgehäkelten Baumwollnetzen abgeholt werden. Man solle Patient:innen dazu motivieren, eigene Tupperdose für individuell angefertigte Rezepturen mitzubringen, so das UBA. Halbjährlich wird auch eine Probe der eigenen Abwässer Pflicht. Denn: „Verschmutztes Abwasser ist ein wesentlicher Faktor, durch den Resistenzen entstehen und sich verbreiten können“, weiß auch Thomas Ballast von der Techniker Krankenkasse.

Erfüllt der Nachhaltigkeitsbericht alle Kriterien, so können sich Inhaber:innen von Vor-Ort und Landapotheken über 10 Cent mehr Packungspauschale bei Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln freuen. Das ist ein wichtiger Aspekt für Apotheker:innen, um finanziell besser dazustehen. Denn in Diskussion ist laut Koalitionsvertrag zusätzlich zur Fixumserhöhung von 9,50 Euro ein Bonus für besonders nachhaltige Apotheken der bis zu 11 Euro pro Rx-Packung betragen kann.

Glauben Sie nicht? Na dann warten Sie mal ab! Die Diskussion um die Zukunft des Apothekenhonorars beginnt gerade erst. Und die Grünen haben einen Teil des Sondervermögens an Umweltaspekte geknüpft. In diesem Sinne: Schönes Wochenende!

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