USA

Verkaufsstart für Addyi

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Berlin -

In den USA startet der Verkauf des Medikaments Addyi (Flibanserin), das bei Frauen die Lust auf Sex steigern soll. Das Arzneimittel soll Botenstoffe im Gehirn beeinflussen und so das Verlangen wecken. Anders als Potenzmitteln wie Viagra (Sildenafil) bei Männern wirkt Addyi nicht körperlich, sondern psychisch. Ärzte beschreiben es als weniger effizient und risikoreicher: Die Tablette muss täglich eingenommen werden, erst nach Wochen sollen sich leichte Effekte abzeichnen. Nach zwei gescheiterten Anläufen hatte das Mittel im August die Zulassung für den US-Markt bekommen.

Das Medikament ist verschreibungspflichtig und nur von zuvor geschulten Ärzten und Apothekern erhältlich. Pläne für einen Deutschlandstart und den genauen Zuzahlungspreis der Pille je nach Krankenkasse hat der Hersteller Sprout Pharmaceuticals noch nicht kommuniziert. Dieser wurde im August von Valeant übernommen. Der kanadische Konzern, zu dem auch Bausch + Lomb gehört, zahlte für Sprout mit 34 Mitarbeitern rund eine Milliarde US-Dollar (rund 890 Millionen Euro) in bar.

Nach der Einführung in den USA sehen Fachleute aber auch für den europäischen Markt keine Hindernisse. „Es wird nicht lange dauern, bis die Substanz auch nach Europa kommt“, sagte Pharmazeut Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Universität Frankfurt. „Bei indikationsgemäßer Anwendung ist das kein Lifestyle-Medikament, sondern ein Arzneimittel.“

Der vom deutschen Pharmakonzern Boehringer Ingelheim entwickelte Wirkstoff Flibanserin sei mit seiner Wirkweise im zentralen Nervensystem „bemerkenswert“, so Schubert-Zsilavecz: Er wirke in besonderer Weise auf die Serotonin-Rezeptoren. Serotonin gilt umgangssprachlich als „Glückshormon“ und ist ein wichtiger Botenstoff.

Mit der Tablette wurde zum ersten Mal in den USA ein luststeigerndes Präparat für Frauen als Medikament zugelassen. Die Arzneimittelbehörde FDA gab am Dienstag die Genehmigung für den Arzneistoff. „Die heutige Zulassung gewährt Frauen, die unter sexueller Unlust leiden, eine überprüfte Therapiemöglichkeit“, sagte FDA-Forschungsdirektorin Dr. Janet Woodcock. Zuvor hatte die Behörde zwei Zulassungsanträge abgelehnt.

Nach Untersuchungen, die auch die FDA veröffentlicht hat, kam es bei Frauen mit dem Wirkstoff zu einem halben bis einem Mal Sex mehr pro Monat als bei Frauen, die das Scheinmedikament Placebo erhielten. Sexuelle Unlust ist ein Problem für Millionen Frauen und oft auch eine Belastung für die Beziehung. Die Gründe sind vielfältig, bedeutsame Faktoren sind Stress, Überlastung, Gewohnheit oder auch körperliche Leiden. Mediziner gehen davon aus, dass die Tablette etwa 10 Prozent der Betroffenen helfen könnte.

Entwickelt wurde der Wirkstoff vom deutschen Hersteller Boehringer Ingelheim. Nach einem negativen FDA-Bescheid gaben die Rheinland-Pfälzer das Projekt 2010 auf. Sprout Pharmaceuticals aus Raleigh im Bundesstaat North Carolina übernahm die Forschung, scheiterte aber zunächst 2013 ebenfalls an der US-Behörde. Der dritte Anlauf brachte nun die Genehmigung.

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