Übernahme

Der Doppel-Adler-Apotheker

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Berlin -

Gibt es Zufälle oder ist es Schicksal – auf jeden Fall ist es eine glückliche Fügung: Apotheker Dr. Sebastian Leuffen hat gerade seine zweite Adler-Apotheke übernommen. Und auch die Adressen sind fast identisch. Marktplatz. Nur die Orte und Hausnummern unterscheiden sich.

Seine erste Adler-Apotheke befindet sich im nordrhein-westfälischen Jüchen, Markt 27. Den neuen Apotheken-Adler lässt der 39-Jährige seit ein paar Tagen in Wevelinghoven steigen. Vom Marktplatz 16 aus, Wevelinghoven ist ein Stadtteil von Grevenbroich. „Die erste Apotheke habe ich im Jahr 2012 eröffnet“, erzählt er. Dieses Jahr hat er dort mit seinem Team den 200. Geburtstag des Unternehmens gefeiert. Der neue Adler ist rund zehn Kilometer vom ersten Standort, der neuerdings die Filiale ist, entfernt. „Die neue Apotheke ist größer, deshalb ist sie der Hauptsitz“, erläutert er.

Als er erfuhr, dass Adler 2 zum Verkauf stand, musste Leuffen nicht lange überlegen. Er hatte eigentlich keine Filiale gesucht, nahm es aber ein bisschen als Wink des Schicksals. Für ihn bedeutet es nämlich, zurück zu seinen Wurzeln zu kehren: „Ich bin in Wevelinghoven aufgewachsen. Die Apotheke befindet sich gegenüber meines Kindergartens und meiner alten Schule.“ Und genau von dort soll auch ein Teil der künftigen Stammkunden kommen.

Leuffen, Vater zweier kleiner Kinder, will sich unter anderem auf Arzneimittel für kleine Menschen spezialisieren. Salben, Zäpfchen und Kapseln werden im eigenen Labor hergestellt. „Wir haben hier um die Ecke einen Kinderarzt. Darüber hinaus sind wir in Sachen Beratung möglichst breit aufgestellt. Wir leben hier dörflich, wir müssen alles abdecken. In Jüchen versorgen wir zum Beispiel auch ein Altenheim.“

Sein Vorgänger wollte nicht an irgendjemanden verkaufen, sondern an einen Apotheker, der idealerweise aus der Gegend kommt. Mit Leuffen fand er seinen Traum-Nachfolger. Apothekenluft atmet und liebt dieser nämlich von Kindesbeinen an. „Ich komme aus einer Apothekerfamilie.“ Sein Vater ist Pharmazeut, der Bruder betreibt rund 20 Kilometer entfernt ebenfalls eine Apotheke. Leuffen wohnt praktisch: „Genau mittig, zwischen einen beiden Apotheken.“

Das hat auch mit den Ausschlag gegeben, die neue Adler-Apotheke zu übernehmen: „Ich habe mir gedacht: Ich mache das!“, sagt er voller Optimismus. Das Jammern vieler in der Branche möchte er nicht mitmachen. „Als mein Vater in den 70er-Jahren als Apotheker anfing, sagten auch schon viele, dass das problematisch sei und dass es viele Probleme gebe“, erzählt er.

Deshalb fürchtet er die Zukunft nicht, er packt sie lieber mit Zuversicht an: „Man darf die Flinte nicht ins Korn werfen.“ Zumal beide Apotheken auf eine lange, erfolgreiche Geschichte verweisen können. Die Jüchener wurde im Jahr 1818 eröffnet, die in Wevelinghoven im Jahr 1803.

Die Übergabe, so erzählt Leuffen lächelnd, verlief „sportlich“. Der alte Besitzer, der in Rente ging, wollte nämlich binnen weniger Wochen alles über die Bühne bringen. Unter anderem deshalb, um nichts mehr mit der neuen DSGVO zu tun haben zu müssen. „Ich glaube, dass ihm der bürokratische Wahnsinn in Apotheken einfach zu viel wurde. Bei dem Zeitdruck der Übergabe hat es mir sehr geholfen, dass ich schon einmal eine Apotheke eröffnet habe und sämtliche Kniffe kenne“, sagt er.

Zu Ostern war der Deal unterschriftssreif, der Vorbesitzer wollte zum 1. Juli übergeben. „Wir haben alle Mitarbeiter übernommen und habe jetzt ein tolles Team mit 20 Fachkräften“, sagt Leuffen.

Leuffen liebt an seiner neuen Apotheke, dass immer wieder Kunden hereinkommen, die Interessantes aus der Gegend zu erzählen haben. „Kürzlich sprach mich eine ältere Dame darauf an, dass mein Opa hier im Jahr 1951 Schützenkönig war. Sie war damals seine Hofdame.“ Hier zeigte sich sein klarer Heimvorteil, denn natürlich wusste er, dass so ein Schützenkönig in Nordrhein-Westfalen seinen Hofstaat hat. Den Opa hätte es vermutlich gefreut, dass er in Wevelinghoven unvergessen ist.

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