Analyse von Mycare

Medizinalcannabis: 58 Anbieter, 1300 Sorten

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Berlin -

Die geplanten Verschärfungen bei Medizinalcannabis würden Arztpraxen und Apotheken überfordern und Patientinnen und Patienten zurück in den Schwarzmarkt treiben, warnen Plattformen und Versender. Auch Mycare warnt davor, dass Menschen besonders in ländlichen Regionen vor neue Herausforderungen beim Zugang zu ihrer Therapie gestellt würden. Schon die Produktvielfalt sei bei gelegentlicher Befassung nur schwer zu beherrschen, so die Versandapotheke.

Der Markt für medizinisches Cannabis hat sich in den vergangenen 1,5 Jahren stark entwickelt. Patienten profitieren laut Mycare nicht nur von einem einfachen Zugang, sondern auch von einer großen Produktvielfalt: Insgesamt stünden mehr als 1300 Cannabissorten in Deutschland zur Auswahl, diese verteilten sich auf 58 Hersteller. Besonders umfangreiche Portfolios haben demnach die drei deutschen Unternehmen Remexian (203 Sorten), Cantourage (107) und Cannamedical (104). Am anderen Ende des Spektrums stehen kleinere Anbieter, die nur ein bis drei Sorten vertreiben.

Günstiger als Schwarzmarkt

Die Preisspanne bei den untersuchten Cannabisblüten reicht von 2,99 bis 17,09 Euro pro Gramm – ein Gramm medizinisches Cannabis kostet im Durchschnitt 6,81 Euro. 78 Prozent der Sorten kosten zwischen fünf und zehn Euro, 19 Prozent liegen darunter, nur 3 Prozent darüber.

Der THC-Gehalt variiert ebenfalls stark, zwischen einem und 37 Prozent. Sativa-Sorten enthalten im Schnitt 21,9 Prozent THC, Indica-Sorten 23 Prozent und Hybride 23,8 Prozent. Sorten mit niedrigem THC-Anteil weisen laut Analyse in der Regel einen höheren Gehalt an CBD auf, das entzündungshemmend und entkrampfend wirkt.

„Medizinisches Cannabis ist bereits seit 2017 legal und auch vor der Legalisierung konnte man medizinisches Cannabis per Telemedizin erhalten, auch wenn die Regeln für die Verschreibung damals noch etwas strenger waren“, sagt Martin Schulze, Leiter der pharmazeutischen Kundenbetreuung bei Mycare. Mit der geplanten Gesetzesänderung würden die Rechte für Cannabis-Patienten stärker eingeschränkt als noch vor der Legalisierung. „Es ist nur schwer nachvollziehbar, wieso ein Produkt, das Konsumenten heutzutage frei über Cannabis-Clubs kaufen oder sogar zu Hause selbst anbauen dürfen, nur nach persönlichen Arztbesuch verschrieben werden darf.”

Laut Schulze verschreiben viele Ärzte kein Cannabis, weil sie entweder keine Erfahrung mit den Produkten oder Vorbehalte gegenüber dieser Therapieform haben. „Ärzte auf Telemedizinplattformen und Versandapotheken, die zum Teil auf Cannabis spezialisiert sind, sind für viele Patienten die einzige Möglichkeit, an ihre Medizin zu kommen.“

Darüber hinaus benachteilige das geplante Versandverbot vor allem Patienten in ländlichen Regionen oder in Bundesländern, in denen es bislang kaum Apotheken gebe, die Cannabis verkauften. „So werden künftig schwer kranke Menschen hunderte Kilometer fahren müssen, um ein Rezept einzulösen. Nur, weil das Bundesgesundheitsministerium bei einigen wenigen Patienten Missbrauch vermutet, müssen alle Patienten darunter leiden.“

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