Bunter Körperschmuck

Schwermetalle & Co: Gesundheitsrisiko Tätowierfarbe?

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Berlin -

In Deutschland ist jeder Fünfte tätowiert, andere Erhebungen ergaben sogar eine noch höhere Quote. Die Tendenz ist jedenfalls steigend. Das Landesamt für Lebensmittelsicherheit in Rostock untersuchte verschiedene Tätowierfarben und sieht in der Tinte weiterhin ein hohes Gesundheitsrisiko. Passende Kundenflyer zu den Themen Tattoofarbe und die richtige Pflege von frischen Tattoos stehen im LABOR als Downloads zur Verfügung.

Insgesamt wurden zehn schwarze und vier farbige Produkte aus unterschiedlichen Tattoostudios in Deutschland analysiert. Von den 14 verschiedenen Tätowierfarben wurden sechs – und damit knapp die Hälfte – vom Amt beanstandet. Der Grund dafür: In zwei Proben waren die Cadmiumgehalte zu hoch. Das Schwermetall gilt als besonders gesundheitsschädlich. Zwei weitere Farbproben enthielten einen nicht deklarierten Konservierungsstoff und zwei andere Farben waren fehlerhaft gekennzeichnet.

Die analysierten Proben waren teilweise original verschlossen und teilweise angebrochen. Acht von ihnen stammten aus den USA und drei aus Deutschland. Die übrigen drei Proben enthielten keine Angaben zur Herkunft. Das Problem: Tätowiermittel bedürfen keiner Zulassung. Daher sind die Hersteller selbst für die Sicherheit der Farben verantwortlich. „Für viele Stoffe der Farbmischungen ist nicht bekannt, wie sie im menschlichen Körper wirken“, heißt es in der Mitteilung des Landesamtes für Lebensmittelsicherheit. Dennoch gelte der allgemeine Grundsatz des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches: Es dürfen nur sichere Produkte eigenverantwortlich verwendet werden.

Bei der Kennzeichnung gab es sowohl fehlende Angaben der verantwortlichen Person beziehungsweise des Verwendungszwecks, sowie in Bezug auf das Mindesthaltbarkeitsdatum und die Verwendungsdauer nach dem Öffnen. Neben der Kennzeichnung wurden die Farben auf ihren mikrobiologischen Status, den Gehalt an den Konservierungsstoffen aus der Gruppe der Isothiazolinone, sowie die Elemente Arsen, Antimon, Barium, Blei, Cadmium und Nickel geprüft. Isothiazolinone haben schon in relativ geringer Konzentration ein hohes Allergiepotential und stellen damit beim Einbringen in die Haut ein besonderes Risiko dar.

Positiv anzumerken war bei der Analyse erneut die mikrobielle Sicherheit: „Das wiederholt gute Ergebnis der mikrobiologischen Prüfung der Tattoofarben hat uns gefreut – es gab keine Auffälligkeiten in Sachen Keimgehalte“, betonte Cornelia Trapp, zuständige Abteilungsleiterin des Landesamtes. „Tätowierfarben stellen auf Grund ihres Einbringens in den Körper, ihrer Zusammensetzung, einer großen Zahl an Onlineanbietern aus Nicht-EU-Ländern sowie eventueller Fälschungen ein hohes Risiko für die menschliche Gesundheit dar“, erklärt Trapp. Eine verbindliche europäische Rechtssetzung gibt es noch immer nicht.

Mittlerweile wird der Tattoo-Trend jedoch auch in der Medizin genutzt: Seit einigen Jahren wird in diesem Bereich bereits vielseitig geforscht:Die Gesundheitsindustrie arbeitet daran, Tattoo-Tinte mit Biosensoren zu versetzen, um Veränderungen der Gewebsflüssigkeit überwachen zu können. Die Technische Universität München versucht sich die bunte Hautkunst zunutze zu machen und tätowierbare Biosensoren zu entwickeln, die die Diagnostik in Zukunft erleichtern sollen. Mithilfe der entwickelten Biosensoren soll in Zukunft beispielsweise die Blutzuckerkontrolle vereinfacht werden: Durch einen einfachen Farbumschlag kann ermittelt werden, ob der Blutzucker zu hoch ist. Umständliche oder schmerzhafte regelmäßige Messungen sollen dadurch entfallen. Überwacht werden können Blutzucker-, Albumin- und pH-Veränderungen. Dadurch sollen sich frühzeitig Diabetes, Leberversagen und ein gestörter Säure-Base-Haushalt feststellen lassen.

Bisher wurde die Technik jedoch nur auf Schweinehaut durchgeführt. Bevor sie auch auf menschlicher Haut angewendet werden darf, sind noch viele Tests notwendig: Zunächst müssten unter anderem Studien zur Verträglichkeit durchgeführt werden. Wenn die Technik in Zukunft wirklich in die Praxis übernommen wird, könnte sie den Forschern zufolge mehrere Vorteile mit sich bringen: Mithilfe der Tattoos könnten Laborparameter kontinuierlich überwacht werden, außerdem sei das Verfahren kostengünstig, da verschiedene Verbrauchsmaterialien wie Teststreifen und Lanzetten entfallen. Die Technik könnte außerdem auch zur Messung von Elektrolyten, Krankheitskeimen oder dem Dehydrierungszustand genutzt werden.

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