Seit Juni ist die Auszubildende Viktoria Kuznetsov in der Schellenberg-Apotheke in Hüfingen beschäftigt. Dass sie ihre PKA-Ausbildung überhaupt beenden würde, war nicht abzusehen – nach ihren vorherigen Ausbildungserfahrungen stand sie im dritten Lehrjahr kurz davor, abzubrechen. „Sie kam zu uns und sagte, dass es nur zwei Optionen gibt: Einen anderen Betrieb finden oder die Ausbildung hinschmeißen“, erinnert sich Inhaberin Sarah Mast.
„Im Gespräch mit Viktoria wurde deutlich, dass ihr die Kompetenzen der PKA-Ausbildung nicht ausreichend vermittelt und ihr nur wenig Verantwortung übertragen wurde. Durch das Ausführen von Hilfsarbeiten kann sie das komplexe Berufsbild einer PKA ja nicht lernen, das hat mit einer zielgerichteten Ausbildung wenig zu tun“, findet Mast. Ihr tatsächliches Aufgabenfeld lernt Kuznetsov erst jetzt kennen. „Wir lernen gemeinsam. Dafür ist jetzt noch etwas mehr als ein Jahr Zeit.“
Die Inhaberin erinnert sich noch genau an das erste Zusammentreffen mit Kuznetsov: „Sie kam zu uns und sagte, dass es nur zwei Optionen gibt: Einen anderen Betrieb finden oder die Ausbildung hinschmeißen.“
Das Apothekenteam besprach sich und entschied, der Auszubildenden eine Chance zu geben. Masts PKA Marlies Joachimsthaler und Anastasia A. leiten gemeinsam die Ausbildung von Kuznetsov. Im Zuge der Teamvergrößerung wird es laut Mast zukünftig einen weiteren voll ausgestatteten PKA-Arbeitsplatz geben, damit das Backoffice-Team mehr Platz zum Arbeiten und Lernen hat. „Der wird jetzt im September fertig.“
Seit zwei Monaten ist die PKA-Auszubildende nun in der Schellenberg-Apotheke tätig. „Viktoria ist richtig aufgeblüht, kann Ware verbuchen, bestellen, Telefonate annehmen, Preise kalkulieren, alles, was zum Warenkreislauf dazugehört“, freut sich die Inhaberin. „Am Anfang war es ganz neu für sie, dass man ihr Dinge wie das Telefonieren überhaupt zutraut. Wir haben ihr gesagt, dass sie das darf – und es einfach in Ruhe üben kann.“ Dafür hat das Team anfangs einen kleinen Spickzettel bereitgelegt, anhand dessen die Auszubildende bei Gesprächen die wichtigsten Punkte abfragen kann.
Im Zuge des Apothekenwechsels haben sich auch Kuznetsovs Noten deutlich verbessert. „Kurz nachdem sie bei uns angefangen hat, stand eine Projektarbeit an, bei der wir sie auch unterstützt haben. Dafür hat sie eine Eins bekommen, ihre Lehrerin war total begeistert – und auch für Viktoria war der Erfolg wichtig.“
Ohne den Betriebswechsel wäre es sehr unwahrscheinlich gewesen, dass die werdende PKA ihr drittes Lehrjahr überhaupt beendet hätte. „Diese Bürde, die sie so niedergedrückt hat, weil sie nicht gerne zur Arbeit gegangen ist und sich dort nicht wohlgefühlt hat, das ist jetzt alles von ihr abgefallen.“ Nun könne sie sich „wirklich auf die Ausbildung konzentrieren und hat wieder neue Motivation, Energie und einfach Lebensfreude zurückgewonnen.“