Rostock

Uniklinik vernetzt sich mit Apotheken

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Berlin -

Ende Februar startet an der Universitätsklinik Rostock ein Pilotprojekt zur digitalen Vernetzung von Leistungserbringern. Die Klinik will externe Partner enger in die Versorgung ihrer Patienten einbinden, indem Befunde und Rezepte an Hausärzte, Apotheken, Sanitätshäuser, Pflegedienste und Reha-Einrichtungen elektronisch übermittelt werden. Das Vorhaben soll fünf bis zehn Jahre dauern.

Autorisierte Akteure können online auf die verschlüsselt gespeicherten Daten zugreifen. Da dieses System an keine Software gebunden ist, kann es von allen beteiligten Leistungserbringern genutzt werden. Arztbriefe, Rezepte und Befunde sollen digital zugänglich sein; der langsame Postweg entfällt, wie Professor Dr. Christian Schmidt, Ärztlicher Vorstand der Unimedizin, erklärt. Im Idealfall könnte dann zum Beispiel der Hausapotheker direkt nach der Entlassung des Patienten ein Rezept von der Klinik einsehen. Der Apotheker wäre somit zeitnah informiert und könnte entsprechend planen.

Angebunden wurden zwei Dutzend Ärzte, von denen die meisten Patienten in die Klinik eingewiesen werden. Auch verschiedene Nachversorger werden integriert; jeweils zehn Apotheken, Pflegedienste und Sanitätshäuser sollten nach dem ursprünglichen Plan teilnehmen. Inzwischen seien bereits mehr als zehn Apotheken an Bord, sagt Schmidt.

Noch müssten interne IT-Prozesse der Uniklinik abgestimmt werden, berichtet Schmidt. Insbesondere die sogenannte doppelte Passwort-Funktion, die von jedem Mitarbeiter zum Einloggen Nutzernamen, Passwort und Mitarbeiterkarte erfordert, müsse einwandfrei funktionieren. Erst dann seien alle Sicherheitsbestimmungen erfüllt.

Die Chirurgie soll als erste Abteilung der Klinik mit den externen Partnern vernetzt werden. Das sei günstig, da dort schon weitgehend elektronisch gearbeitet werde, sagt Schmidt. Alle aus der Fachrichtung entlassenen Patienten sollen von den neuen Strukturen profitieren können. Sie können dabei frei entscheiden, ob sie den Service nutzen wollen.

Wenn die Vernetzung zwischen Chirurgie und den externen Gesundheitsversorgern funktioniert, soll der Dienst für alle Patienten der Uniklinik angeboten werden. Dann könnten Daten von etwa 40.000 Patienten elektronisch übermittelt werden.

Ziel ist es laut Schmidt, eine fachspezifische elektronische Patientenakte zu erstellen. Meist lassen sich die Akten zwar standardisieren, doch je nach Klinikabteilung müssen der Akte besondere Dokumente zugefügt werden. Dazu zählen etwa Befunde der Augenklinik, Bilder von der Dermatologie und Herzkatheterfilme in der Kardiologie. Diese Angaben sollen so hinterlegt werden, dass sie zukünftig auch von externen Leistungserbringern abgerufen werden können.

Smartphones und Apps sollen ebenfalls eingebunden werden, zunächst nur für Patienten mit Herzschwäche und Diabetiker. Mit ihren Mobilgeräten könnten Patienten etwa Gewichtsdaten oder Bewegungsmuster übermitteln. Diabetiker könnten ihre Ernährung kontrollieren lassen, indem sie Fotos von ihrem Essen machten, erklärt Schmidt. Aufgrund der übermittelten Daten könne entschieden werden, ob ein Pflegedienst informiert oder der Patient in die Klinik eingewiesen werden müsse.

Für Schmidt ist die Region Mecklenburg-Vorpommern prädestiniert für eine Blaupause der zukünftigen medizinischen Versorgung. Denn dort träten die Folgen des demografischen Wandels etwa 20 Jahre früher ein als im Rest Deutschlands. Wie viele Patienten in bestimmten medizinischen Disziplinen ambulant behandelt werden oder welche App für herzschwache Patienten sinnvoll ist – zu diesen Fragen könne das Pilotprojekt Antworten liefern.

Schmidt verweist auch auf die mögliche künftige Bedeutung des Uniklinikums Rostock: Kleinere Krankenhäuser kämen immer häufiger in finanzielle Probleme; sie können sich nicht mehr tragen. Ihre Aufgaben müsse dann ein Maximalversorger wie eine Uniklinik übernehmen, so Schmidt. Die Uniklinik Rostock beschäftigt etwa 3400 Mitarbeiter und hat mehr als 1000 Betten.

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