Politische Skandale einzelner Personen sind keine Seltenheit. Doch wie stark beeinflussen sie das Image der gesamten Partei? Genau das haben Forschende der Universität Konstanz und der Technischen Universität (TU) Chemnitz nun untersucht – und zwar anhand der Corona-Maskenaffäre.
Die Studie der Politikwissenschaftler:innen kommt zu dem klaren Ergebnis, dass Fehltritte einzelner Politiker:innen tatsächlich die Wahlentscheidung der Bürger:innen beeinflussen. Als Fallstudien diente den Forschenden die Maskenaffäre des Jahres 2021: Mehrere Unionspolitiker gerieten kurz vor den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in den Verdacht, in der frühen Covid-19-Phase Provisionen für die Vermittlung überteuerter Maskenaufträge angenommen zu haben.
„Für unsere Studie eignete sich dieser Skandal besonders gut, da er genau zu dem Zeitpunkt aufkam, als die Briefwahlen liefen“, erklärt Lukas Rudolph, Juniorprofessor für Politisches Verhalten an der Universität Konstanz.
Rudolph analysierte gemeinsam mit Arndt Leininger, Juniorprofessor für politikwissenschaftliche Forschungsmethoden an der TU Chemnitz, die öffentliche Berichterstattung. Als Stichtag, an dem der Skandal eine breite Öffentlichkeit erreicht habe, sei der 7. März 2021 identifiziert worden. Zu diesem Zeitpunkt hätten bereits gut zwei Drittel der Briefwähler:innen ihre Stimme abgegeben. Rudolph und Leininger verglichen die Briefwahlergebnisse vor diesem Zeitpunkt mit den anschließenden Urnenwahlergebnissen. Dabei habe sich gezeigt, dass der Skandal dem Ansehen der CDU/CSU als Ganzes geschadet habe.
„Durch den Vergleich der Brief- und Urnenwahlergebnisse konnten wir nachweisen, dass sich das Bekanntwerden des Skandals mit einem Verlust von 4 Prozentpunkten für die CDU/CSU auswirkte“, sagt Rudolph.
Das sei besonders bemerkenswert gewesen, da die am Skandal beteiligten Politiker:innen selbst nicht zur Wahl standen und auch nicht Teil der Legislative waren. Dennoch habe bereits die reine Parteizugehörigkeit ausgereicht, um dem Ansehen zu schaden.
„Das bestätigt die Annahme, dass es in politischen Parteien auf das Verhalten jedes einzelnen Mitglieds ankommt und eine relevante Anzahl an Wählerinnen und Wählern von einer Person auf die gesamte Partei schließen“, ordnet Rudolph das Ergebnis ein.
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