Regierungspläne

Steuerfreie Überstundenzuschläge: Ersparnis 3 Cent pro Monat

, Uhr
Berlin -

Überstunden sollen sich für Beschäftige künftig finanziell mehr lohnen. Geht es nach den Plänen der Regierung, sollen die Überstundenzuschläge bald steuerfrei werden. Doch nicht alle profitieren und wenn dann nur in geringem Maße.

Auf deutschen Arbeitszeitkonten haben sich rund 500 Millionen Überstunden angesammelt. Dies entspricht einem Gegenwert von etwa 9,5 Milliarden Euro. Eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt in welchem Ausmaß Arbeitnehmende von der geplanten Steuerbefreiung profitieren würden. Das Ergebnis ist ernüchternd, denn nur eine verschwindend kleine Minderheit von nur 1,4 Prozent aller Beschäftigten könnte über den geplanten Steuerbonus freuen, der Rest geht leer aus.

Im Durchschnitt aller Beschäftigten blieben nur 87 Cent pro Monat steuerfrei, die mittlere Steuerersparnis fällt mit monatlich 31 Cent noch dürftiger aus. Entlastet werden überwiegend Beschäftigte aus der oberen Hälfte der Entgeltverteilung.

Bezahlte Überstunden sind ohnehin nicht die Regel, da meist Arbeitszeitkonten geführt und Überstunden in Freizeit ausgeglichen werden. Laut WSI haben im April 2024 nur 5,1 Prozent der Beschäftigten Überstunden ausbezahlt bekommen, darunter nur 1,8 Prozent mit einem Überstundenzuschlag.

Keine Vorteile für Teilzeitmitarbeitende

Geht es nach den Plänen der Regierung, sollen Überstunden nur berücksichtigt werden, wenn sie über die normale Vollzeit hinausgehen. Dies hat zur Folge, dass sich mit 1,4 Prozent ein noch kleinerer Kreis von Begünstigten abzeichnet. Teilzeitmitarbeitende erreichen die Vollzeitschwelle auch inklusive Überstunden nur in Ausnahmefällen, sodass von ihnen nur 0,2 Prozent einen Steuervorteil erwarten können. Geringfügig Beschäftigte gehen sogar ganz leer aus.

Hinzu kommen laut Böckler-Stiftung Auswirkungen auf die Einkommensverteilung. Rund 95 Prozent des Entlastungsvolumens käme Beschäftigten aus der oberen Hälfte der Entgeltverteilung zugute, während auf die untere Hälfte nur 5 Prozent der Gesamtsumme entfallen.

Ein Beispiel: Für Arbeitnehmende mit einem Bruttomonatsverdienst von bis zu 3041 Euro beträgt die durchschnittliche Steuerersparnis nur 3 Cent pro Monat, für das Zehntel mit den höchsten Gehältern sind es zum Vergleich 1,18 Euro.

„Die neue Studie zeigt, wie sozial unausgewogen das Vorhaben ist“, sagt Professor Dr. Bettina Kohlrausch, Wissenschaftliche Direktorin des WSI. „Statt eine breite Entlastung zu bewirken, würde von dem Steuerprivileg in erster Linie eine kleine Gruppe von Beschäftigten profitieren, die auch so ein auskömmliches Gehalt haben. Das trägt weiter zur Ungleichheit in der Gesellschaft bei und setzt ein falsches Signal.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte