Apotheken stärken, Patienten steuern

Preis: Schlimmste Jahre unter Lauterbach

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Düsseldorf -

Erstmals war mit Abda-Präsident Thomas Preis ein Apotheker Teil der Podiumsdiskussion beim Netzwerktreffen „Ärzte-IN“ von Rheinischer Post und Deutscher Apotheker- und Ärztebank (Apobank). Gemeinsam mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sprach er über die Pläne der neuen Bundesregierung, den Koalitionsvertrag – und die Zukunft der Apotheken in einem überlasteten Gesundheitssystem.

Zum Auftakt der Diskussion nahmen Preis und Laumann die Vereinbarungen der neuen Bundesregierung in den Blick – und zeigten sich mit dem Koalitionsvertrag zufrieden. Laumann betonte, man habe „etwas Gutes hinbekommen“. Er hatte die Verhandlungen für die CDU geleitet und war sogar als neuer Bundesgesundheitsminister gehandelt worden. Auch Preis lobte die Pläne: Das Thema Apotheken sei in der Politik angekommen – erkennbar auch daran, dass den Apotheken erstmals ein eigenes Kapitel gewidmet worden sei. Dort sei nicht nur eine Honorarerhöhung vorgesehen, sondern auch eine Dynamisierung. Zudem solle der Heilberuf weiterentwickelt werden, so Preis.

Große Strukturreform

Unabhängig von den Zielen im Koalitionsvertrag ließ Laumann keinen Zweifel daran, dass eine bessere Patientensteuerung im Gesundheitswesen notwendig sei. Eine Milliarde Patientenkontakte – das könne so nicht bleiben, betonte er. Er plädierte für eine große Strukturreform, an der man mit Nachdruck, aber auch mit Sorgfalt arbeiten müsse. „Die Frage, wie man das ausgestaltet, sollte man mit den Betroffenen sehr gut besprechen“, so Laumann.

Hinsichtlich des aktuell diskutierten Primärarztsystems erklärte Preis, dass viele Bürger schon heute Schwierigkeiten hätten, überhaupt in einer Hausarztpraxis aufgenommen zu werden. Zudem seien rund 5000 Praxen unbesetzt, und das Zentralinstitut der Ärzte (Zi) habe errechnet, dass durch die Einführung eines solchen Systems pro Praxis bis zu 2000 zusätzliche Arztkontakte entstünden. Vor diesem Hintergrund regte Preis an, Apothekerinnen und Apotheker künftig stärker als niedrigschwelligen Erstkontakt in die Patientensteuerung einzubinden.

Laumann hob Apotheken als niedrigschwelligsten Zugang im Gesundheitswesen hervor. Apotheken seien als persönlicher Ansprechpartner den ganzen Tag über erreichbar – und könnten mit einfachen Tests wie Blutdruckmessungen die Hausarztpraxen spürbar entlasten. Preis begrüßte diesen Ansatz und verwies auf das Zukunftskonzept der Apothekerschaft, in dem konkrete Leistungen bereits definiert seien. Dessen Umsetzung solle in enger Abstimmung mit der Ärzteschaft erfolgen. Man befinde sich hierzu in kontinuierlichem Austausch mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), so Preis.

Mehr Kooperation

Mit Nina Warken (CDU) als neuer Bundesgesundheitsministerin sieht Preis gute Chancen, dass die Akteure im Gesundheitswesen künftig stärker in Entscheidungen eingebunden werden. Die Ministerin wolle das fachliche Know-how der Verbände nutzen. Die Apothekerschaft werde sich da aktiv einbringen, sicherte Preis zu.

Unter Lauterbach sei das nicht möglich gewesen: „Für die Apotheken waren die letzten drei Jahre die schlimmsten“, sagte Preis. So hätten die Apothekenschließungen einen neuen historischen Stand erreicht. Dass Apotheken als einzige Akteure im Gesundheitswesen noch mit einem Zwangsrabatt belastet wurden, habe die Schließungswelle noch befördert, erläuterte Preis.

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