Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi warnt vor Bevorratung mit Medikamenten. Er zeigt sich irritiert von den Empfehlungen des Landesapothekerverbandes Niedersachsen, der vor Lieferengpässen von Medikamenten warnt und insbesondere Eltern zu einer Bevorratung aufrief.
Philippi widerspricht dem Auffruf zur Bevorratung mit Medikamenten: „Unsolidarische Hamsterkäufen begünstigen Lieferengpässe und gefährden Patientinnen und Patienten“, stellt er klar. Nicht nur das: Er ist irritiert von den Empfehlungen des Verbandes. „Derzeit bestehen keine Lieferengpässe bei Fiebersäften für Kinder. Die Empfehlung nach Bevorratung durch den Landesapothekerverband sehe ich vor diesem Hintergrund sehr kritisch“, betont er.
Auf den ersten Blick erscheine diese Empfehlung pragmatisch, räumt er ein. Sie könne jedoch sehr schnell problematische Nebenwirkungen entfalten: „Sie kann Panik in der Bevölkerung auslösen und zu unsolidarischen Hamsterkäufen führen.“ Dadurch könnten Lieferengpässe begünstigt oder verschärft werden. „ Und somit zusätzlich andere Patientinnen und Patienten gefährdet werden“, macht er klar.
Eine Haushaltsapotheke in angemessenen Mengen sei generell sehr ratsam und insbesondere Eltern zu empfehlen, so Philippi. „Die zitierten Aussagen suggerieren jedoch, dass das Bevorraten größerer Mengen Arzneimittel für den Winter notwendig ist, obwohl es derzeit hierzu keinen Anlass gibt.“ Wichtig sei vor allen Dingen den Bürgerinnen und Bürgern nochmal deutlich zu machen: „Lieferengpass und Versorgungsmangel sind voneinander abzugrenzen.“
Denn: „Ein Lieferengpass ist eine über voraussichtlich zwei Wochen hinausgehende Unterbrechung einer Auslieferung im üblichen Umfang oder eine deutlich vermehrte Nachfrage, der nicht angemessen nachgekommen werden kann“, so Philippi. Oftmals können diese Lieferengpässe durch alternative Arzneimittel, die zur Versorgung der Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen, kompensiert werden.
„Bei einem Versorgungsmangel ist ein Arzneimittel nicht nur nicht verfügbar, sondern es steht auch kein vergleichbares Arzneimittel ersatzweise zur Verfügung“, stellt er klar. Und weiter: „Durch die Aussagen des Landesapothekerverbandes wird ein Versorgungsmangel der Bevölkerung suggeriert – davon sind wir jedoch weit entfernt.“
Philippi reagierte auf eine Aussage von Frank Germeshausen, stellvertretender Landesvorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen, der in Duderstadt eine Apotheke betreibt. Er hatte Eltern geraten, sich im Hinblick auf den Winter und die damit einhergehenden Ansteigenden Infektzahlen, zu bevorraten. Zudem sprach er von Engpässen bei Psychopharmaka.
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