Seit 2022 können Apotheken pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) anbieten. Doch nur die Hälfte der Apotheken macht mit – 475 Millionen Euro warten darauf, abgerufen zu werden. Zwar ist bei einigen pDL eine Steigerung zu erkennen, darunter auch die „standardisierte Risikoerfassung hoher Blutdruck“ mit einem Wachstum von 157 Prozent. Doch das Interesse sei bei den Apotheken nicht so groß wie erhofft, sagt Abda-Präsident Thomas Preis. Grund ist die geringe Vergütung.
Insgesamt 8595 Apotheken erbrachten im zweiten Quartal eine oder mehrere pDL – das ist mehr als die Hälfte der 16.803 Apotheken in Deutschland. Im ersten Quartal wurden 9,9 Millionen Euro abgerufen – ein neuer Rekord. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Auszahlungsbetrag nahezu verdoppelt.
Für drei der fünf pDL stellte Preis auf der Pressekonferenz vor dem Deutschen Apothekertag (DAT) in Düsseldorf detaillierte Zahlen vor.
Eine beachtliche Steigerung, insbesondere beim Blutdruckmessen – jener pDL, über die vor dem Landessozialgericht Berlin/Brandenburg vor einem Jahr erbittert gestritten wurde. Doch Preis macht klar: „Das Interesse ist nicht so groß. Denn die pDL wird am schlechtesten bezahlt.“ Für die Blutdruckmessung kann ein Honorar in Höhe von 11,20 Euro netto abgerechnet werden. Für die Inhalatorschulung erhalten Apotheken 20 Euro und für die Medikationsanalyse 90 Euro.
Laut Schiedsspruch wird für die standardisierte Risikoerfassung eine Dauer von rund 14 Minuten eingeplant. Erbracht wird die Leistung von pharmazeutischem Personal. Es wird davon ausgegangen, dass ein Anteil von 80 Prozent auf PTA oder von Apotheker:innen entsprechend geschultes Apothekenpersonal und 20 Prozent auf Apotheker:innen entfallen wird.
Die Risikoerfassung hoher Blutdruck soll die Sicherheit und Wirksamkeit einer Arzneitherapie durch eine strukturierte pharmazeutische Blutdruckkontrolle verbessern.
Durchgeführt wird eine standardisierte Dreifach-Messung gemäß der Standardarbeitsanweisung (SOP) nach BAK „Blutdruckmessung in der Apotheke“. Dazu werden drei Messungen im Abstand von ein bis zwei Minuten durchgeführt und der Mittelwert aus der zweiten und dritten Messung gebildet.
Der Wert ist zu dokumentieren.
In Abhängigkeit vom Mittelwert erhalten die Kund:innen eine konkrete Empfehlung zu weiteren Maßnahmen. Liegt der Wert oberhalb der definierten Grenzwerte, erhalten Versicherte die Empfehlung, sich zeitnah zur weiteren Abklärung an die Praxis zu wenden.
Versicherte, die mit Antihypertensiva behandelt werden, und zwar ab zwei Wochen nach Therapiebeginn, haben Anspruch auf die Risikoerfassung hoher Blutdruck. Zur antihypertensiven Therapie zählen unter anderem Blutdrucksenker wie Clonidin, Moxonidin, Doxazosin), Diuretika, Betablocker, Calciumkanalblocker und ACE-Hemmer, Sartane. Versicherte können die pDL einmal alle zwölf Monate in Anspruch nehmen. Eine zusätzliche Messung kann erfolgen, wenn die Medikation umgestellt wird. Jedoch ist ein erneutes Messen erst ab zwei Wochen nach dem Einlösen einer Neuverordnung möglich.
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