Nicht nur die Zahl der Apotheken nimmt ab, auch die ärztliche Versorgung wird dünner. Besonders in ländlichen Regionen werde es für Versicherte zunehmend schwieriger, zeitnah einen Termin zu bekommen. In Sachsen hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) deshalb in der vergangenen Woche ein neues Projekt gestartet: Mit einer Mobilen Untersuchungs- und Behandlungseinheit – kurz MUBE – sollen Augenärztinnen und Augenärzte entlastet werden.
In der MUBE werden augenärztliche Routineuntersuchungen und Befundungen angeboten. Das Angebot richte sich vor allem an Patientinnen und Patienten, die regelmäßige Kontrolluntersuchungen benötigen, beispielsweise bei Makuladegeneration, Katarakt, diabetischer Retinopathie oder Glaukom. Dabei solle insbesondere die Belastung durch lange Anfahrtswege und Wartezeiten reduziert werden. Die KV Sachsen hat das Modell in Zusammenarbeit mit regionalen Augenarztpraxen und Kliniken entwickelt. Der Behandlungscontainer soll an verschiedenen Standorten in der Region Südwestsachsen zum Einsatz kommen und die augenärztliche Versorgung unterstützen.
„Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung bleibt eine Daueraufgabe. Die Herausforderungen sind bekannt. Ärztliche Ressourcen werden immer knapper. Zielorientierte Maßnahmen sind notwendig, um Menschen auch in Zukunft wohnortnah und hochwertig medizinisch zu versorgen“, erklärte die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD).
Das Personal in der mobilen Praxis arbeite eng mit den Kooperationspartnern aus den umliegenden Augenarztpraxen und Kliniken zusammen. In der mobilen Praxis arbeiteten ausschließlich nichtärztliche Fachkräfte, die routinemäßige Augenuntersuchungen durchführen. Bei Bedarf soll jederzeit eine Ärztin oder ein Arzt per Video hinzugezogen werden können.
Um einen Termin in der MUBE zu bekommen, muss zuvor eine Erstuntersuchung durch eine Augenärztin oder einen Augenarzt erfolgen. Diese:r schätzt ein, ob eine Behandlung in der mobilen Praxis möglich ist. Die Ergebnisse der Untersuchung werden digital an eine Augenärztin oder einen Augenarzt übermittelt. Bei auffälligen Befunden muss eine Weiterüberweisung an eine geeignete Praxis veranlasst werden. Die Kosten für die Untersuchungen und Behandlungen würden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
„Damit eine neuartige Idee der vertragsärztlichen Versorgung zur Realität werden kann, braucht es einen guten und kontinuierlichen Austausch der Akteure des Gesundheitswesens“, betonte Dr. Sylvia Krug, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV Sachsen. Bei dem Modellprojekt habe man auf die regionalen Kooperationspartner in Südwestsachsen wie auch auf das sächsische Gesundheitsministerium und die Landesverbände der sächsischen Krankenkassen und Ersatzkassen zählen können. „Eine zukunftsfähige ambulante Versorgung erfordert innovative Ansätze mit an den regionalen Versorgungsbedarf angepassten Maßnahmen“, erklärte sie.
In Südwestsachsen habe sich die Versorgungslage in den letzten Jahren aufgrund altersbedingter Praxisschließungen verschlechtert. Nachfolger für viele Praxen seien laut KV trotz verschiedener Förderprogramme oft nicht gefunden worden. Die mobile Einheit könne dazu beitragen, die bestehenden Praxen zu entlasten und zusätzliche Kapazitäten für Patienten mit Therapiebedarf zu schaffen.
„Gerade im Vogtland mit dem höchsten Altersdurchschnitt Sachsens steigt der medizinische Versorgungsbedarf spürbar, während gleichzeitig viele Augenarztpraxen altersbedingt schließen. Die MUBE begegnet dieser Entwicklung mit einem flexiblen, mobilen Versorgungsansatz: Sie übernimmt Routinekontrollen und schafft in den Kooperationspraxen Freiräume für die Behandlung neuer Patientinnen und Patienten“, schilderte Kai Swoboda, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der IKK classic. Als gesetzliche Krankenkassen begrüße man dieses innovative Modell ausdrücklich und sei zuversichtlich, dass es von Versicherten wie Praxen angenommen werde.
Die MUBE wird vom Sozialministerium mit 1,2 Millionen Euro gefördert; das sind 90 Prozent der Gesamtkosten. Weitere finanzielle Unterstützung erfolgt durch die KV Sachsen gemeinsam mit den Landesverbänden der sächsischen Krankenkassen sowie den Ersatzkassen.
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