Corona-Krise: Seehofers Worst Case-Szenario Alexander Müller, 03.04.2020 10:40 Uhr
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Bundesinnenminister Horst Seehofer hat in seinem Haus ein Worst Case Szenario für die Coronakrise erstellen lassen. Foto: Andreas Domma
Berlin - Die Politik versucht mit verschiedenen Maßnahmen, der Ausbreitung des Coronavirus Herr zu werden und gleichzeitig die wirtschaftlichen Folgeschäden abzufedern. Wie wichtig diese Anstrengungen sind, geht aus einem internen Bericht des Bundesinnenministeriums (BMI) hervor, der APOTHEKE ADHOC vorliegt. Das Haus von Horst Seehofer (CSU) hat ein Worst Case-Szenario errechnet. Im schlimmsten Fall wäre mit über 1,1 Millionen Covid-19-Toten zu rechnen und einem kompletten Zusammenbruch der Wirtschaft. Das BMI weist aber auch auf die bereits getroffenen Maßnahmen hin, um das zu vermeiden.
Die Verschlusssache aus dem BMI trägt den Titel „Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen“. Seehofers Beamte warnen davor, dass eine „Unterschätzung der Größenordnung dieser Herausforderung zu immensen, irreversiblen Schäden führen wird“. Im Worst Case-Szenario wird die Zahl der Infizierten rasant steigen und bald 70 Prozent der Bevölkerung erreicht haben. In diesem Fall wäre von einer „massiven Überlastung des Gesundheitssystems“ auszugehen. In Zahlen: Über 80 Prozent der mehr als 350.000 intensivpflichtigen Patienten müssten von den Krankenhäusern mangels Kapazitäten abgewiesen werden. Wenn diese Phase der Annahmen entsprechend zwei Monate andauern würde, wären mit mehr als einer Million Todesfällen zu rechnen.
Vor allem die Reduktion physischer Kontakte soll dabei helfen, diesen schlimmsten Fall zu vermeiden. Gelänge es, die Zeitspanne bis zur Verdopplung bis Mitte April auf neun Tage zu verlängern, würde das Gesundheitssystem weniger überfordert: „Gleichwohl erwarten wir hier eine temporäre Überauslastung der Intensivkapazitäten“, heißt es im Bericht. Demnach müssten immer noch 15 Prozent der intensivpflichtigen Patienten abgewiesen werden. Immerhin stünden aber genug Beatmungsgeräte zur Verfügung.
In diesem „Dehnung Case“ würde sich die Zahl der Todesfälle immer noch auf etwa 220.000 belaufen. Allerdings müsste der Ausnahmezustand sieben Monate aufrechterhalten werden. Die wirtschaftlichen Negativeffekte wären „von einem gewaltigen Ausmaß“. In einem dritten Szenario mit umfangreichen Tests und konsequenter Isolation würde sich rund eine Million Menschen infizieren, aber „nur“ etwa 12.000 versterben. Die Mortalität läge demnach bei 1,2 Prozent. Allerdings wäre dann mit einer zweiten Welle der Infektion zu rechnen.
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