Weiterqualifizierung

Brandenburg fordert Pilotstudiengang für PTA

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Berlin -

Gemeinsam haben brandenburgische Zahnärzte, Ärzte, Apotheker und Psychotherapeuten die Landesregierung aufgefordert, konsequente Maßnahmen einzuleiten, um die bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu sichern. Sowohl der ambulante als auch der stationäre Bereich müssten im Sinne der Daseinsvorsorge gestärkt und zukunftsfähig gemacht werden. In dem Prozess müssten die Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen zudem aktiv beteiligt werden. Nur wenn die Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen aktiv beteiligt würden, lasse sich die Versorgung in Brandenburg langfristig sichern, betonen die Beteiligten.

„Unter den aktuellen Gegebenheiten wird sich die Versorgungssituation für alle Gesundheitsbereiche deutlich verschlechtern“, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme. Anstatt die Versorgung zu stabilisieren, werde die flächendeckende Gesundheitsversorgung in Brandenburg massiv gefährdet. „Die Landesregierung muss jetzt dringend gegensteuern, um eine drastische Verschlechterung der Versorgungslage unserer Bevölkerung zu verhindern“, fordern Kassenärztliche und Kassenzahnärztliche Vereinigung, Ärzte- und Zahnärztekammer, Krankenhausgesellschaft, Apothekerkammer und -verband sowie die Ostdeutsche Psychotherapeutenkammer.

Fachkräftemangel und Bürokratie

Der zunehmende Mangel an Fachkräften in Verbindung mit einer übermäßigen Bürokratie gefährde die Gesundheitsversorgung erheblich. Ein immenser Verwaltungsaufwand binde wertvolle Zeit und Ressourcen, die stattdessen für die Behandlung von Patientinnen und Patienten benötigt würden, kritisieren die Leistungserbringer. Alle Heilberufe sähen sich einer stetig größer werdenden Anzahl von Patienten gegenüber, denen sie aus ihrer Berufung heraus gern helfen möchten. Doch ein großer Teil der knappen Zeit, bis zu zehn Stunden, gehe für Bürokratie verloren. Inzwischen liege ein Katalog vor, der auf etliche bürokratische Hemmschwellen verweise und ein Leitfaden für die Politik sein könne.

Pharmaziestudiengang für Brandenburg

„Wenn Brandenburg in seine jungen Menschen investiert, muss es auch die pharmazeutische Versorgung mitdenken“, betont Kammervize Katrin Wolbring.

Noch immer sei Brandenburg das einzige Flächenland Deutschlands ohne Ausbildungsmöglichkeit für Apotheker, kritisieren Kammer und Verband. Die Studienangebote benachbarter Bundesländer würden dabei nicht einmal den Bedarf an Apothekern des jeweils eigenen Bundeslandes decken.

Die Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit habe den Apothekerberuf in Brandenburg bereits mehrfach in Folge als Engpassberuf eingestuft. Der Mangel an Apothekern lasse das flächendeckende Netz an Apotheken schrumpfen und ziehe Einschränkungen in der Versorgung nach sich.

„Es existiert bereits ein fertiges Konzept für das Pharmaziestudium in Senftenberg, vom Ministerpräsidenten beauftragt und ihm vorgelegt, nur politischer Wille für Umsetzung fehlt“, heißt es in dem Papier.

Pilotstudiengang in Cottbus

Der Referentenentwurf des Apothekenversorgungsweiterentwicklungsgesetzes (ApoVWG) sehe einen „massiven Qualitätsabbau in der Arzneimittelversorgung“ vor, obwohl als Ziel das Gegenteil formuliert sei, heißt es im Papier. Die Apothekerschaft schlägt der Landesregierung einen Pilotstudiengang zur Weiterqualifizierung von PTA als Vorschlag für eine Umsetzung ohne Qualitätsverlust vor.

Vorteile für Brandenburg seien unter anderem ein eigenes Pharmaziestudium im Land mit Klebeeffekt, die Akquirierung von PTA aus dem gesamten Bundesgebiet und eine verkürzte Dauer der Ausbildung von zwei Jahren, wodurch die ursprünglichen Kosten halbiert würden. Die Umsetzung sei zudem, im Gegensatz zu dem Konzept in Senftenberg, ohne Kooperation mit Sachsen möglich. Des Weiteren seien keine Laborkapazitäten notwendig, heißt es in dem Papier.

Die interprofessionelle Ausbildung mit Medizinstudenten der MUL Cottbus stelle ein „echtes Leuchtturmprojekt“ mit größtmöglicher Attraktivität für eine Weiterentwicklung dar. Das Studium sei auch als Anschlussstudium nach der PTA-Ausbildung möglich. Staatsexamen und Approbation blieben erforderlich und würden daher gleichwertige Apotheker hervorbringen.

Mit dem Vorschlag für eine interprofessionelle Weiterqualifizierung der PTA zum Apotheker sei auch für Brandenburg eine Möglichkeit gegeben, aus dem Status des einzigen Flächenlandes herauszukommen, das keine Apotheker ausbilde. „Wir brauchen jetzt den politischen Willen, um die Arzneimittelversorgung im Land zukunftssicher aufzustellen – im Interesse der Patientinnen und Patienten“, so Wolbring.

Erweiterung und Vergütung der PTA-Ausbildung

Auch PTA in Brandenburg seien als Mangelberuf in der Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit benannt. Die Sicherung der PTA-Ausbildung müsse durch stetige Finanzierung der PTA-Schule in Form eines festen Haushaltstitels für die Finanzierung der Ausbildung durch den Landtag sowie die Erweiterung der Ausbildungsplätze erfolgen, fordert die Apothekerschaft.

Eine Erhöhung der Attraktivität der PTA-Ausbildung durch angemessene Vergütung für PTA-Schüler sei nötig. Aktuell seien PTA der einzige Gesundheitsberuf, der während der zweijährigen, ausschließlich schulischen Ausbildung keine Ausbildungsvergütung erhalte; PTA-Schüler müssten sogar einen Eigenanteil für ihre Ausbildung zahlen.

Stationsapotheken im Krankenhaus

Zudem fordert die Apothekerschaft, dass Krankenhausapotheken als Strukturmerkmal in die Leistungsgruppen der Krankenhäuser aufgenommen werden. Dies sei notwendig, um die Qualität und Effizienz in der Behandlung und Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zu erhalten und zu verbessern.

Besseres Honorar

„Der niedrigschwellige und wohnortnahe Zugang der Menschen zu den vielfältigen Leistungen der Apotheken ist ein besonderes Gut und eine zentrale Säule der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung“, erklärt die Verbandsvorsitzende Andrea König. Der Rückgang der Apothekenzahl im Land Brandenburg sei weiterhin deutlich spürbar. Die Wege für Patientinnen und Patienten zur nächstgelegenen Apotheke würden vielerorts länger. Hauptursachen für den Rückgang seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, eine seit Jahrzehnten nahezu unveränderte Vergütungsgrundlage der Apotheken sowie der Fachkräftemangel.

„Die Landesregierung muss sich angesichts dieser Situation und des aktuellen Apotheken- reformplanes der Bundesregierung dringend und nachdrücklich für eine bessere Honorierung der Apotheken einsetzen, damit der Rückgang der Apotheken gestoppt wird und damit die Versorgung der Menschen in Brandenburg durch die Apotheken vor Ort stabilisiert werden kann“, so König.

Die gesundheitliche Versorgung in ländlichen Gemeinden müsse stärker berücksichtigt werden, um die Schließung der letzten Apotheke und Arztpraxis am Ort zu verhindern. „Die Expertise der Selbstverwaltungskörperschaften der Berufsträger in Zusammenarbeit mit den Kommunen sei essenziell für die Patientengesundheit“, heißt es in dem Papier. Ein Runder Tisch „Gesundheit in Brandenburg“ solle Ideen sammeln, Erfahrungen austauschen und interdisziplinäre Zusammenarbeit stärken.

Außerdem fordert die Apothekerschaft, dass sich die Landesregierung auf Bundesebene gegen eine Apothekervertretung durch PTA einsetzt, um die qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung und Patientensicherheit aufrecht zu erhalten. Lieferengpässe müssten zudem zentral erfasst werden. Auch pharmazeutische Unternehmen müssten gestärkt werden, um der Abwanderung von Produktionskapazitäten entgegenzuwirken.

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