Zytostatika

Eribulin: Zusatznutzen bei Liposarkom

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Berlin -

Bestnoten vergibt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) extrem selten. Doch Halaven (Eribulin, Eisai) hat den Experten zufolge bei fortgeschrittenem Liposarkom einen „noch nie dagewesenen Überlebensvorteil“ gezeigt. Damit hat der G-BA entgegen der Empfehlung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) eine positive Bewertung ausgesprochen.

Der G-BA begründet seine Entscheidung durch die Ergebnisse zur Lebensqualität, Gesamtmortalität und Symptomatik im Vergleich zu Dacarbazin, das ebenfalls bei Liposarkom eingesetzt wird. Patienten, die mit Eribulin behandelt wurden, hatten ein medianes Gesamtüberleben von etwa 15 Monaten im Vergleich zu etwa acht Monaten in der Kontrollgruppe. Die häufigste Nebenwirkung in beiden Gruppen war eine Neutropenie.

Dem IQWiG hatten die von Eisai eingereichten Studien nicht genügt, so wurde der Zusatznutzen aus formalen beziehungsweise methodischen Gründen als nicht belegt erachtet. Der G-BA wich von der Empfehlung ab und sprach von einem „beträchtlichen Zusatznutzen“. Für Liposarkome stehen momentan begrenzt Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.

Eribulin ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit nicht resezierbarem Liposarkom, die wegen einer fortgeschrittenen oder metastasierten Tumorerkrankung eine Vorbehandlung mit einer ein Anthrazyklin wie Epirubicin, Idarubicin oder Daunorubicin enthaltenen Therapie bekommen haben. Der Wirkstoff unterbindet die Polymerisation von Tubulin-Molekülen zu Mirkotubuli und kapselt Tubulin in nicht produktive Aggregate ab. Die Zellen können keine Mitose vollziehen und es kommt zum programmierten Zelltod der Tumorzellen.

Der Wirkstoff hatte vom G-BA bereits einen Zusatznutzen attestiert bekommen in der Behandlung von Erwachsenen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs. Das positive Votum bezog sich auf das Gesamtüberleben.

Dacarbazin ist ein Zytostatikum aus der Gruppe der Alkylantien. Der Wirkstoff kommt ebenfalls zur Behandlung des Liposarkoms zum Einsatz und wird außerdem beim malignen Melanom und beim Hodgkin-Lymphom in der Einzel- oder Kombinationstherapie verwendet. Dacarbazin hemmt das Zellwachstum, da durch den alkylierenden Effekt die DNA-Synthese unterbrochen wird. Das Prodrug wird erst in der Leber zur Wirkform metabolisiert.

Liposarkome zählen zu den am häufigsten auftretenden Weichteilsarkomen und entstehen aus Fettzellen. Die Tumore können in allen Teilen des Körpers auftreten. Die Sarkome werden meist im fortgeschrittenen Stadium auffällig, da sie tief liegen und langsam wachsen. Eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) kann Aufschluss über die Ausbreitung der Tumore geben. Zur Diagnosestellung ist zusätzlich eine Biopsie notwendig. Die histologische Untersuchung kann dann bestimmen, ob es sich um den bösartigen Tumor handelt.

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