Umweltschäden

Tonnenweise Arzneimittel im Abwasser

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Berlin -

In Deutschland gelangen jeden Tag mehrere Tonnen an Arzneimitteln in die Umwelt. Verschiedene Forschungsprojekte haben entsprechende Rückstände in Böden, Gewässern und auch im Trinkwasser nachgewiesen. Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes (UBA) listet besonders problematische Arzneimittel auf.

 

Insgesamt fand das UBA 156 Arzneimittelwirkstoffe in der Umwelt. 24 davon wurden mit hoher Priorität eingestuft, das bedeutet, dass diese Stoffe besonders schädlich für Umweltorganismen sind. Allein die Hälfte der mit hoher Priorität gelisteten Wirkstoffe sind Antibiotika, darunter auch Sulfamethoxazol. Sowohl in Oberflächengewässern, als auch im Grund- und Trinkwasser waren Konzentrationen von 0,1 bis 1 Mikrogramm pro Liter des Sulfonamids gemessen worden. Zudem konnten die Makrolide Clarithromycin und Erythromycin sowie die Tetracycline Doxycyclin und Oxytetracyclin nachgewiesen werden.

Messungen belegten, dass auch verschreibungsfreie Analgetika in hohen Konzentration in die Umwelt gelangen. Neben Paracetamol wurden auch Naproxen und Diclofenac in Oberflächengewässern und im Grundwasser festgestellt. Die Konzentration lag im Bereich von einem Mikrogramm pro Liter. Für Diclofenac ist bereits bekannt, dass es Nierenschäden bei Fischen hervorrufen kann. Weitere Arzneistoffe mit einem hohen ökotoxikologischen Wirkpotenzial sind Metoprolol, Cabamazepin, Primidon und die Estrogene Norethisteron, Ethinylestradiol und Estradiol.

Vorkommen und Auswirkungen von Arzneimitteln in der Umwelt werden nach Meinung des UBA unterschätzt. Laut UBA wird die Konzentration von Humanarzneimitteln in der Umwelt aufgrund des demographischen Wandels noch weiter zunehmen. Daher will die EU die EG-Wasserrahmenrichtlinie um weitere umwelttoxische Stoffe erweitern.

Wie sich diese Substanzen auf die Umwelt auswirken, wird bislang nicht systematisch untersucht. Das UBA fordert daher ein zulassungsbegleitendes Umweltmonitoring. „Die Vorsorge beim Umgang mit Arzneimittelrückständen muss verbessert werden, denn diese Stoffe können problematisch für die Umwelt sein. Eine bessere Überwachung soll helfen, Belastungsschwerpunkte und ökologische Auswirkungen von Medikamenten zu erkennen und die medizinische Versorgung umweltverträglicher zu gestalten“, erklärte UBA-Präsident Jochen Flasbarth.

 

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