EMA warnt

Paxlovid: Tödliche Wechselwirkung möglich

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Berlin -

Mit Paxlovid (Nirmatrelvir/Ritonavir, Pfizer) steht ein antivirales Mittel für die Therapie zur Prävention schwerer Covid-19-Verläufe zur Verfügung. Nicht immer ist die Anwendung ohne gravierende Wechselwirkung: Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) macht erneut auf das Risiko schwerwiegender und potenziell tödlicher Wechselwirkung mit Paxlovid in Kombination mit anderen Arzneimitteln aufmerksam.

Immunsuppressiva werden zur Behandlung bestimmter Autoimmunerkrankungen oder bei transplantierten Patienten und Patientinnen verwendet. Die Einnahme von Calcineurin-Hemmern wieTacrolimus oder Ciclosporin und mTOR-Inhibitoren (Everolimus, Sirolimus) reduziert die Aktivität des Immunsystems. Wird Paxlovid in Kombination mit den entsprechenden Immunsuppressiva angewendet, die einen engen, sicheren Dosierungsbereich haben, kann es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen.

Die EMA warnt ausdrücklich: Paxlovid sollte nur mit den genannten Wirkstoffen verwendet werden, wenn eine genaue und regelmäßige Überwachung des Blutspiegels möglich ist. So soll das Risiko von Wechselwirkungen, die ernsthafte Komplikationen verursachen, verringert werden. „Fachleute im Gesundheitswesen müssen sich mit einer multidisziplinären Gruppe von Spezialisten beraten, um die Komplexität der gemeinsamen Einnahme dieser Medikamente zu überblicken“, so die EMA.

Paxlovid dürfe nicht in Kombination mit Medikamenten verabreicht werden, die als CYP3A bekannt sind. Dieses Isoenzym ist das bedeutendste Enzym der CYP-Familie und metabolisiert etwa 40 Prozent aller Arzneistoffe, die den Phase-I-Metabolismus durchlaufen. Dazu gehört auch das Immunsuppressivum Voclosporin. Achtung: Vor Behandlungsbeginn Beginn mit Paxlovid sollten die potenziellen Vorteile gegen das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen in Kombination mit Immunsuppressiva sorgfältig geprüft werden.

Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) überprüfte alle verfügbaren Beweise, einschließlich der Berichte über schwerwiegende Nebenwirkungen. Von diesen waren einige tödlich, die aus Wechselwirkungen zwischen Paxlovid und diesen Immunsuppressiva resultierten. Denn: „In mehreren Fällen stiegen die Blutspiegel dieser Immunsuppressiva schnell zu einem toxischen Niveau, was zu lebensbedrohenden Bedingungen führte“, so die EMA.

Daher stimmte die PRAC einer direkten medizinischen Fachkommunikation (DHPC) zu, um die Angehörigen des Gesundheitswesens an das Risiko dieser Interaktionen zu erinnern. Das Risiko ist bekannt und bereits in den Produktinformationen des Medikaments beschrieben.

Medikation aussetzen oder Dosis reduzieren

Bei folgenden Wirkstoffen sollte in Erwägung gezogen werden, die Medikation für die Dauer der Einnahme von Paxlovid auszusetzen:

  • Prostata-Medikamente: Alfuzosin und Silodosin
  • Herz-Kreislauf-AM: Aliskiren und Ranolazin
  • Gerinnungshemmer: Phenprocoumon, Rivaroxaban, Ticagrelor und Vorapaxar
  • Immunsuppressiva: Everolimus, Sirolimus, Tacrolimus
  • Lipidsenker: Atorvastatin, Lomitapide, Lovastatin, Rosuvastatin und Simvastatin
  • Migränemittel: Eletriptan, Rimegepant und Ubrogepant

Diese Überlegungen müssen auch bei der Einnahme von Erythromycin, Salmeterol, Triazolam, Colchizin, Finerenon, Flibanserin, Naloxegol sowie einigen weiteren Chemotherapeutika angestellt werden.

Darüber hinaus bestünden zahlreiche weitere Interaktionsmöglichkeiten, die laut AdkÄ nicht unbedingt ein Absetzen, aber eventuell eine Dosisreduktion der interaktionsgefährdeten Komedikation erforderlich machen könnten. In allen Fällen müssten die Patienten engmaschig bezüglich des Auftretens unerwünschter Wechselwirkungen überwacht werden.

Wie wirkt Paxlovid?

Paxlovid ist für Patienten und Patientinnen geeignet, die keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen und ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben. Während der Wirkstoff Nirmatrelvir eine bestimmte Protease von Sars-CoV-2 hemmt, fungiert Ritonavir als Booster: Durch die Kombination kommt es zu synergistischen Effekten. Ritonavir verlangsamt durch die hochpotente Inhibition von Cytochrom P450 – insbesondere CYP3A4 – und von P-Glykoprotein, den Metabolismus von Nirmatrelvir und sichert dadurch ausreichend hohe Wirkspiegel.

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