Parkinson könnte künftig gezielter behandelt werden: Neue Ansätze setzen auf den GLP-1-Rezeptor und Alpha-Synuclein, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG), Professorin Kathrin Brockmann, mahnt jedoch zur Vorsicht – belastbare Langzeitdaten stehen noch aus.
Parkinson wird bisher symptomatisch behandelt, doch aktuelle Forschungsansätze zielen auf den GLP-1-Rezeptor und alpha-Synuclein ab. Während die Aktivierung des GLP-1-Rezeptors neuroprotektive Effekte haben und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen könnte, lagert sich Alpha-Synuclein bei Parkinson in den Nervenzellen ab und trägt zur Schädigung bei. Ansätze versuchen, diese Ablagerungen zu verhindern und die Krankheit zu bremsen.
DPG-Präsidentin Brockmann betonte anlässlich des Welt-Parkinson-Tags 2025, dass diese beiden Ansätze „äußerst spannend“ seien und die Hoffnung wecken, „dass es in naher Zukunft erstmals möglich wird, das Fortschreiten neurodegenerativer Prozesse zu verlangsamen“.
Gleichzeitig mahnte sie zur wissenschaftlichen Vorsicht: „Zur Validierung von Effekten, die möglicherweise eher schwach sind oder nur für eine bestimmte Subpopulation zutreffen, müssen wir die Ergebnisse placebokontrollierter Langzeitstudien mit größerer Studienpopulation abwarten.“
Die Pasadena-Studie zeigte, dass eine monatliche Gabe von 1500 Milligramm Prasinezumab bei Parkinsonpatient:innen mit schnellerem Krankheitsverlauf das Fortschreiten motorischer Einschränkungen verlangsamen könnte. Dies galt sowohl für die 177 Proband:innen mit direktem als auch für die 94 Personen mit verzögertem Therapiebeginn im Vergleich zu einer externen Kontrollgruppe mit rund 300 Menschen.
Darüber hinaus deutet eine open-label Extensionsphase über vier Jahre laut Brockmann darauf hin, dass „eine längere Gabe von Prasinezumab das Fortschreiten der Erkrankung bei allen behandelten Patientinnen und Patienten verlangsamen könnte“.
Die darauf aufbauende Phase-IIb-Studie Padova untersucht Prasinezumab als Zusatztherapie bei 586 Patientinnen und Patienten im frühen Stadium, die bereits zu 74,2 Prozent mit Levodopa oder zu 25,8 Prozent mit MAO-B-Hemmern behandelt wurden. Das mittlere Alter lag bei rund 64 Jahren, 63,5 Prozent der Teilnehmenden waren männlich. Im Vergleich zur Pasadena-Kohorte sind sie im Schnitt fünf Jahre älter und etwa acht Monate länger erkrank.
Trotz enttäuschender Ergebnisse einer aktuellen Phase-III-Studie mit Exenatid bleibt das Forschungsinteresse am GLP-1-Weg hoch. In der Studie mit 194 Teilnehmenden kam es nach 96 Wochen in der Exenatid-Gruppe zu einer Symptomverschlechterung um 5,7 Punkte, verglichen mit 4,5 Punkten unter Placebo. Ein signifikanter Vorteil ließ sich nicht nachweisen.
Dennoch betonen die Forschenden die starken Labor- und epidemiologische Daten, etwa zu einem schützenden Effekt bei Typ-2-Diabetes. Eine Studie mit Lixisenatid aus dem April 2024 ergab eine statistisch signifikante, aber geringe Verlangsamung der Symptomprogression. Weitere Untersuchungen zu höheren Dosierungen oder einer verbesserten ZNS-Durchdringung gelten als notwendig.
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