Phase-3-Studie

Neuer Malaria-Impfstoff könnte hohe Nachfrage decken

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Berlin -

Weltweit sterben jährlich etwa 600.000 Menschen an Malaria, 75 Prozent von ihnen sind Kinder unter fünf Jahren. Zwar gibt es Impfstoffe; die Nachfrage ist aber so groß, dass der Bedarf momentan nicht gedeckt werden kann. Wichtige Immunisierungsprogramme sind folglich schwer umzusetzen. Vorrangig können deshalb nur Gebiete versorgt werden, in denen das Risiko von Malariaerkrankungen und Todesfällen bei Kindern am höchsten ist. Ein neuer Impfstoffkandidat könnte zur flächendeckenden Versorgung beitragen.

Der neuentwickelte Malaria-Impfstoff R21/Matrix-M konnte in einer Phase-III-Studie mit positiven Ergebnissen überzeugen: Kinder unter 1,5 Jahren wurden mit einer Wirksamkeit von 68 bis 75 Prozent vor der lebensbedrohlichen Erkrankung geschützt. Der höchste Impfstoffschutz wurde in Gebieten mit saisonaler Malaria beobachtet. Die Erkenntnisse aus der Studie könnten dazu beitragen, die enorme Nachfrage nach Malaria-Impfstoffen in Zukunft zu decken.

„Kleine Kinder sind am meisten von schweren Malariafällen bedroht, sobald der passive Schutz der Antikörper der Mutter abnimmt. Die Malaria-Sterblichkeit ist um die Zeit des ersten Geburtstages am höchsten“, so Professor Dr. Beate Kampmann, Direktorin des Instituts für Globale Gesundheit an der Charité Universitätsmedizin in Berlin. Deshalb sei diese Altersgruppe das richtige Ziel für Impfungen. Denn: „Darüber hinaus hat der Impfstoff die besten Immunreaktionen in dieser Altersgruppe induziert“, so die Expertin.

Neben Chemoprophylaxe, Moskitonetzen und Insektenschutzmitteln spielt die Impfung eine wichtige Rolle zur Eindämmung der Infektionskrankheit. Entwickelt wurde R21/Matrix-M von Forschenden der Universität Oxford in Großbritannien. Die Studienergebnisse wurden in dem Fachmagazin „Lancet“ veröffentlicht. Es gibt bereits einige afrikanische Länder, die das Vakzin zur Malariaprävention zugelassen haben.

Im Rahmen der Studie untersuchten die Forschenden die Wirksamkeit bei mehr als 4800 Kindern in Burkina Faso, Mali, Kenia und Tansania. Die Kinder waren im Alter von 5 bis 36 Monaten, wobei das Durchschnittsalter 19 Monate betrug. Die Gebiete hatten unterschiedliche Malariaprävalenzen: Einige Regionen kämpfen mit saisonaler Malaria, andere mit der ganzjährigen Präsenz des Erregers.

„In den saisonal betroffenen Arrealen erreichte die Wirksamkeit des Impfstoffs 75 Prozent und in den ganzjährig betroffenen Gebieten über 68 Prozent“, so die Studienautor:innen. Der Impfstoff sei zudem bei Kindern im Alter von 5 bis 17 Monaten im Vergleich zu 18 bis 36 Monate alten Kindern viel wirksamer gewesen.

Die Forscher:innen betonen: „Aufgrund der viel komplizierteren Struktur von Malariaparasiten kann man im Vergleich zu einem Masernvirus nicht erwarten, dass man eine 100-prozentige Immunität erreicht“, so Martin Grobusch, Leiter des Zentrums für Tropen- und Reisemedizin am Amsterdamer Universitätsmedizin in den Niederlanden. Denn: Bei Malaria-Impfstoffen wird eine hohe Wirksamkeit anerkannt, wenn 50 Prozent der geimpften Personen vor einer klinischen Infektion geschützt sind.

Auch hinsichtlich unerwünschter Nebenwirkungen seien die Ergebnisse positiv gewesen: „Alle bisherigen Studien haben keine nennenswerten Bedenken hinsichtlich der Verträglichkeit und Sicherheit des Impfstoffs geäußert", so Grobusch. „Wie bei anderen Impfungen können Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Injektionsstelle, Unwohlsein und möglicherweise eine fieberhafte Reaktion auftreten“, so der Experte.

Laut den Studienautor:innen liegt große Hoffnung auf der Neuentwicklung von Malaria-Impfstoffen: „Menschen in Malaria-Gebieten wünschen sich nichts dringender als einen wirksamen Impfstoff gegen diese Krankheit, da sie Infektionen persönlich und in ihren Familien täglich erleben“, so Grobusch. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass „die weit verbreitete Einführung von Malaria-Impfstoffen möglicherweise jedes Jahr Zehntausende von jungen Menschenleben retten könnte".

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