Verzicht auf verarbeitete Lebensmittel

Morbus Crohn: Emulgatoren fördern Darmentzündungen

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Berlin -

In der Lebensmittelindustrie werden etliche Emulgatoren eingesetzt. Sie sind der Garant dafür, dass sich ölige und wässrige Inhaltsstoffe nicht trennen, Brot lange haltbar bleibt oder Schokoladenprodukte in jegliche Form gebracht werden können. Für die Darmgesundheit stellen sie jedoch ein Risiko dar. Reduzieren Morbus-Crohn-Betroffene den Konsum an hoch verarbeiteten Nahrungsmitteln, gehen auch die Entzündungswerte signifikant zurück.

In der Lebensmittelherstellung spielen Emulgatoren eine wichtige Rolle. Denn die Haltbarkeit, das Aussehen und der Geschmack können mit diesen Zusatzstoffen beeinflusst werden. Vor allem die Konsistenz wird durch den Einsatz bestimmter Emulgatoren cremiger. Denn bekannte E-Stoffe wie Mono- und Diglyceride von Fettsäuren (E471), Lecithin (E322) und Polysorbate (E432, E436) werden beispielsweise in der Speiseeisherstellung verwendet und sorgen für ein glattes, nicht zu schmelzendes Ergebnis.

Emulgatoren: Auswirkung auf Darmschleimhaut

Bekannt ist, dass Emulgatoren die Darmgesundheit auf verschiedene Weise beeinflussen, insbesondere durch Veränderungen der Darmmikrobiota und die Schädigung der Darmbarriere. So auch bei Morbus Crohn. Die Darmschleimhaut wird durch die Zusatzstoffe geschädigt und chronische Entzündungen werden gefördert. Können die Entzündungen signifikant reduziert werden, wenn Patient:innen auf Emulgatoren weitestgehend verzichten?

Dieser Frage gingen neben Kevin Whelan vom King's College London weitere Gastroenterologen aus insgesamt 19 britischen Kliniken in einer randomisierten Studie nach. An der Analyse nahmen 154 Patient:innen mit einem Crohn’s Disease Activity Index von 150 bis 250 Punkten teil, die einen akuten Schub aufwiesen. Die Teilnehmenden wurden in zwei Gruppen unterteilt.

Als Orientierung erhielten alle zu Beginn von einem Ernährungsberater Tipps um Nahrungsmitteln mit Emulgatoren zu vermeiden. Zusätzlich konnte eine Smartphone-App mit gelisteten Lebensmitteln verwendet werden. Während einem Überwachungszeitraum von acht Wochen wurde ein Viertel der Nahrungsmittel bereitgestellt, einschließlich Süßigkeiten. Die Interventionsgruppe konsumierte emulgatorenfreie Nahrungsmittel, die Kontrollgruppe erhielt hingegen Lebensmittel mit Emulgatoren wie Carrageen, Carboxymethylcellulose und Polysorbat-80.

Fazit: 47 Teilnehmer:innen aus der Gruppe der emulgatorenfreien Nahrung erreichten eine Remission ihres Schubs. In der Gruppe der „Normal-essenden“ Patienten konnten nur 35 diese Verbesserung erreichen.

Welche Emulgatoren stehen besonders im Verdacht?

Einige Emulgatoren wurden in Tierversuchen und Zellstudien untersucht und als problematisch für die Darmgesundheit eingestuft:

  • Carboxymethylcellulose (CMC, E 466)
  • Polysorbat 80 (P80, E 433)
  • Carrageen (E 407)
  • Lecithine (E 322, zum Beispiel Sojalecithin)

Für gesunde Menschen scheint der gelegentliche Verzehr wahrscheinlich unproblematisch, aber regelmäßiger Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln mit Emulgatoren könnte langfristig das Risiko für Darmprobleme erhöhen. Menschen mit Morbus Crohn, Reizdarmsyndrom oder Colitis ulcerosa hingegen könnten von einer emulgatorfreien Ernährung profitieren.

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