Nicht nur Antibiotika

Lieferengpässe: „Zurzeit mehrere Totalausfälle“

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Berlin -

Die zuletzt teils kritische Versorgungslage bei Medikamenten für Kinder habe sich nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) wieder entspannt. Theoretisch gebe es nur bei Einzelfällen von Wirkstoffen noch Engpässe, hieß es in der vergangenen Woche. Doch wie sieht es in der Praxis aus? „Wir haben es mit mehreren Totalausfällen bei bestimmten Medikamenten zu tun“, berichtet ein Inhaber aus Baden-Württemberg.

Es hake eben nicht nur bei einzelnen Medikamenten, so der Inhaber: „Dass es sich bei manchen Wirkstoffen tatsächlich entspannt hat, stimmt erstmal. So haben wir derzeit nur teilweise Schwierigkeiten bei Cefixim“, berichtet er. Die Wirkstärke 400 mg des Antibiotikums könne er problemlos bestellen, ebenfalls die Säfte. „Aber bei der Wirkstärke 200 mg ist beispielsweise nichts zu bekommen derzeit.“

Eine breite Verfügbarkeit könne er auch bei Amoxi-Clav bestätigen: „Alle gängigen Stärken inklusive der Säfte sind lieferbar“, so der Inhaber. Ganz anders beim Antibiotikum Infectocillin: „Alle Säfte in allen Stärken sind nicht lieferbar“, so der Inhaber. Massive Schwierigkeiten gebe es beispielsweise auch immer noch bei dem Wirkstoff Salbutamol: „Dosieraerosole mit diesem Wirkstoff kann ich von keinem Hersteller bestellen. Wir leben derzeit von unseren kleinen Restbeständen“, berichtet er. „Angeblich soll ab März wieder Ware kommen, da bin ich gespannt.“

Bei Ambroxol-Säften sehe es ebenso traurig aus: „Es ist seit Monaten nur das Original Mucosolvan lieferbar. Dies ist aber mit einer hohen Aufzahlung für die Patienten verbunden“, so der Apotheker. „Die Krankenkassen haben alle Rabattverträge gekündigt, damit sie die Mehrkosten nicht übernehmen müssen“, so der Inhaber. Einen weiteren Totalausfall beschreibt er für Azithromycin: „Das Kurzzeitantibiotikum ist weder in der Stärke 250 mg noch 500 mg lieferbar, das gilt für die 3er- sowie 6er-Packung.“

Auch im Bereich Augensalben beklagt er: „Die Dexa-Gentamicin-Salbe ist auch nicht lieferbar. Ich denke, das wird in sehr naher Zukunft auch die Ofloxacin-Augensalbe betreffen, diese steht meiner Meinung nach auch kurz vor Lieferausfall“, so der Apotheker. Zudem sehe es bei Impfstoffen momentan auch kritisch aus: „Wichtige Vakzine wie Rabipur, Havrix oder Ixario sind massiv von den Engpässen betroffen und für uns derzeit nicht bestellbar“, so der Inhaber.

Mit hohen Mehrkosten für die Patient:innen ist auch ein weiterer Engpass verknüpft: „Bei dem Medikament Duodart zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie sind derzeit keine Generika lieferbar. Ich kann die Patienten nur mit dem Original oder einem Reimport beliefern, was zu einer hohen Aufzahlung führt, da diese deutlich über dem Festbetrag liegen“, berichtet er.

Weitere Totalausfälle beschreibt der Apotheker auch für Medikamente wie Bicanorm zur Behandlung der metabolischen Azidose sowie Omeprazol in der Stärke 40 mg: „Das Magenmittel ist in den Packungsgrößen 100, 60 und 30 Stück zumindest bei uns nicht lieferbar.“

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