IQWiG

Xadago: Studien ausgeblendet

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Berlin -

Mit Xadago (Safinamid) ist erneut ein neuartiges Medikament wegen fehlender Studiendaten durchgefallen. Relevante Ergebnisse seien unberücksichtigt geblieben; Analysen fehlten unter anderem zu schwerwiegenden Nebenwirkungen bei der Vergleichstherapie und zu Langzeitdaten, moniert das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Xadago ist seit Februar als Zusatztherapie zur Behandlung von mittleren bis späten Stadien von Parkinson bei Erwachsenen auf dem Markt. Die Effekte basieren laut Hersteller Zambon auf der hochselektiven, reversiblen Hemmung von Monoaminooxidase-B (MAO-B) und der spannungsabhängigen Blockade von Natriumkanälen, durch die die Glutamat-Ausschüttung gehemmt wird. Das Präparat soll in Kombination mit Levodopa und gegebenenfalls weiteren Parkinsonmitteln dem Dopaminmangel im Gehirn entgegenwirken.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hatte als Vergleichstherapie die Zusatztherapie mit einem Non-Ergot-Dopaminagonisten oder einem Catechol-O-Methyltransferase-Hemmer (COMT-Hemmer) oder einem MAO-B-Hemmer festgelegt. Grundlage sollte in beiden Gruppen die Gabe von Levodopa in Kombination mit einem Decarboxylase-Hemmer beziehungsweise unter Ausschöpfung aller medikamentösen Therapieoptionen die Symptomkontrolle mittels Tiefer Hirnstimulation.

Mangels direkt vergleichender Studien führte der Hersteller einen adjustierten indirekten Vergleich mit Studien durch, in denen entweder Safinamid oder der COMT-Hemmer Entacapon als zweckmäßige Vergleichstherapie jeweils gegen Placebo getestet worden waren.

Alle sechs eingeschlossenen Studien lieferten Daten zu einer 24-wöchigen Behandlung: Zwei Studien lieferten Daten zu Safinamid und vier Studien zu Entacapon. An eine der Safinamid-Studien schloss sich eine Extensionsphase an, in der die Patienten weitere 78 Wochen behandelt wurden. Diese schloss der Hersteller nicht in die Nutzenbewertung ein, angeblich weil er keine Entacapon-Studie mit gleicher Laufzeit identifizieren konnte.

Allerdings gab es laut IQWiG eine Studie mit Entacapon, bei der die Behandlung 52 Wochen dauerte. Diese Studie sei die einzige gewesen, die Angaben zu schwerwiegenden Nebenwirkungen enthalten hatte. Insofern ist laut IQWiG die Einschränkung des Studienpools methodisch unangemessen und führt zu einem erheblichen Informationsverlust. Da es durchaus sinnvoll sein könne, Studien mit unterschiedlicher Dauer in einen indirekten Vergleich einzuschließen, seien die Analysen im Dossier unvollständig und ließen sich nicht für die Bewertung des Zusatznutzens heranziehen, so die Prüfer.

Hinzu kommt, dass die Entacapon-Studien zwischen 1996 und 2003 durchgeführt wurden, die Safinamid-Studien aber zwischen 2007 und 2012. In den letzten fünf bis 15 Jahren dürfte sich laut IQWiG die Behandlungsweise von Erwachsenen mit Parkinson verändert haben, moniert das IQWiG. Insofern sei der Zusatznutzen nicht belegt.

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