Für viele Menschen ist der Jahresbeginn eine Gelegenheit, mit einer gesünderen Ernährung zu starten. Intermittierendes Fasten steht dabei nach wie vor hoch im Kurs. Forschende der University of Southern California in Los Angeles zeigen, dass diese Methode gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Adipositas die Insulinsensitivität und Blutzuckerregulation verbessert und zu Gewichtsverlust führe – dennoch bleiben viele Fragen offen.
Die weltweite Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen ist seit 1990 von 8 Prozent auf 20 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. In den Vereinigten Staaten stieg die Rate bei Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren zwischen 1999 und 2018 von 16 auf 21 Prozent. Eine vorliegende schwere Adipositas – also die Klassen II und III – nahm in der gleichen Altersklasse um 3 Prozentpunkte zu; von 5 Prozent auf 8 Prozent.
Laut den Forschenden aus Los Angeles hat dies erhebliche gesundheitliche Konsequenzen: „Diese Entwicklung ist besorgniserregend, da Adipositas mit Begleiterkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Schlafapnoe und der metabolischen Dysfunktion-assoziierten Steatose der Leber in Verbindung steht.“
Eine Scoping-Review-Studie, die Ende Dezember 2024 in der Fachzeitschrift „npj Metabolic Health and Disease“ veröffentlicht wurde, untersuchte die Wirksamkeit und Durchführbarkeit intermittierenden Fastens bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 10 bis 25 Jahren. Ziel war es, den Forschungsstand zu kartieren, zentrale Konzepte zu identifizieren und Forschungslücken aufzuzeigen.
Insgesamt wurden 34 Studien analysiert, darunter 28 interventionelle und sechs Beobachtungsstudien, mit insgesamt 893 Teilnehmenden. Dabei untersuchten neun Studien gezielt adipöse Jugendliche und junge Erwachsene. Die meistverwendete Methode war zeitlich begrenztes Essen, bei dem die Teilnehmenden ihre Nahrungsaufnahme auf ein 8-stündiges Fenster pro Tag beschränkten.
Bei der als 16:8-Methode bekannten Form des intermittierenden Fastens wird die Nahrungsaufnahme auf ein tägliches Zeitfenster von 8 Stunden begrenzt, gefolgt von 16 Stunden Fasten. In der Essensphase können Mahlzeiten normal eingenommen werden, wobei eine gesunde und ausgewogene Ernährung empfohlen wird, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
In allen neun Studien mit adipösen Teilnehmenden wurde eine signifikante Gewichtsabnahme festgestellt. In einigen Fällen betrug die Reduktion bis zu 10 Prozent des Ausgangsgewichts. Zusätzlich führten die Interventionen zu kardiometabolischen Verbesserungen wie einer Steigerung der Insulinsensitivität, einer Reduktion von Entzündungsmarkern und verbesserten Lipidwerten. Die Studien zeigten außerdem, dass die Verkürzung des täglichen Essensfensters die Energieaufnahme um bis zu 25 Prozent reduzierte – selbst ohne explizite Kalorienrestriktion. Die weltweit durchgeführten Studien fanden in den Vereinigten Staaten, China, Australien, Südkorea, Brasilien und mehreren europäischen Ländern statt. Laut der Forschenden unterstreiche dies die globale Relevanz des Ansatzes.
Von den untersuchten Studien überwachten 21 die Adhärenz der Teilnehmenden, jedoch wiesen nur fünf Studien spezifische Maßnahmen zur Bewertung der Durchführbarkeit auf. In einer der Studien wurden 84 Teilnehmende mit Typ-2-Diabetes untersucht, wobei neben signifikantem Gewichtsverlust auch verbesserte Blutzuckerwerte und Schlafqualität dokumentiert wurden. Die durchschnittliche Studiendauer bewerteten die Wissenschaftler:innen als deutlich heterogen; sie lag zwischen 14 und 365 Tagen.
Trotz der positiven Ergebnisse offenbarte die Analyse deutliche Schwächen in der bisherigen Forschung. Durch unterschiedliche Studiendesigns, Fastenmethoden und Messgrößen waren die vorliegenden Studien nur schwer miteinander vergleichbar. Zudem fehlten standardisierte Rahmenbedingungen zur Bewertung von Adhärenz, Langzeiteffekten und potenziellen Risiken. Psychosoziale Aspekte sowie Auswirkungen auf die biologische Entwicklung der jungen Teilnehmenden wurden laut den Forschenden aus Los Angeles bislang kaum untersucht.
Die Scoping-Review bietet somit zwar einen umfassenden Überblick über den aktuellen Forschungsstand und hebt zentrale Lücken hervor. Sie betont jedoch vor allem die Notwendigkeit zukünftiger, rigoroser Studien, die standardisierte Protokolle und Langzeitdaten integrieren, um die Wirksamkeit und Sicherheit intermittierenden Fastens als nachhaltige Behandlungsstrategie für Adipositas zu bewerten.
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