Jede 20. Infektion betroffen

Chronische Vorerkrankungen begünstigen Post-Covid

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Berlin -

Das Post-Covid-Syndrom kann zu verschiedensten körperlichen und psychischen Beschwerden führen. Wie das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) nun erklärt, sind vor allem Menschen mit chronischen Vorerkrankungen nach einer Covid-Infektion von dem Erkrankungsbild betroffen.

In einer aktuellen Studie hat das Zi untersucht, wie häufig es nach einer Covid-Erkrankung zu einem Post-Covid-Syndrom kommt und welche Folgen das für die ambulante Versorgung hat. Für die Untersuchung wurden die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten für das zweite Quartal 2021 ausgewertet. Sie zeigen, dass mehr als 97 Prozent der Betroffenen bereits im Jahr 2020 in vertragsärztlicher Behandlung waren. Viele der Patient:innen wiesen bereits damals verschiedene körperliche und psychische Vorerkrankungen auf, beispielsweise Adipositas, Rückenschmerzen, Depressionen oder Anpassungsstörungen.

Wenn Covid nicht abklingen will

Zu Beginn der Pandemie waren langanhaltende Symptome und Beschwerden nach einer Covid-Erkrankung kein eigenes Krankheitsbild. Erst seit 2021 kann das Post-Covid-Syndrom mithilfe eines eigenen ICD-Codes als solches diagnostiziert werden.

Long-Covid & Post-Covid: Wo liegt der Unterschied?

  • Long-Covid: Symptome halten nach der Covid-Infektion über maximal vier Wochen an
  • Post-Covid: Symptome dauern auch drei Monate nach der Covid-Infektion noch an

Fast ausschließlich Menschen mit Vorerkrankung betroffen

„Im ersten Quartal 2021 führte etwa jede zwanzigste Infektion mit Sars-CoV-2 zu einem ärztlich dokumentierten Post-Covid-Syndrom. Demnach ist Post-Covid seltener als in vielen anderen Studien berichtet“, erklärte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Zudem werde die Rolle von Vorerkrankungen deutlich, die das Auftreten eines Post-Covid-Syndroms begünstigen. „Nur sehr selten erkranken Menschen am Post-Covid-Syndrom, die bis zur Sars-CoV-2-Infektion völlig gesund waren. Vielmehr handelt es sich bei den 160.000 Erkrankten im zweiten Quartal 2021 fast ausschließlich um Patientinnen und Patienten, die bereits wegen zahlreicher, meist chronischer Erkrankungen in vertragsärztlicher Behandlung waren.“

Mehr als 70 Prozent der Betroffenen suchen zunächst den Hausarzt oder die Hausärztin auf. Die Betreuung sei dabei besonders zeitintensiv, beispielsweise durch problemorientierte Gespräche oder telefonische Beratungen, erklärt das Zi. „Jede sechste Patientin bzw. jeder sechste Patient musste darüber hinaus fachärztlich durch Pneumologen oder Kardiologen betreut werden. Jedem 200. Patienten mit einer Post-Covid-19-Diagnose ist zudem eine medizinische Rehabilitation verordnet worden.“

Nach Diagnose erfolgt individuelle Therapie

Die Diagnosestellung ist oft schwierig, denn die Symptome können vielfältig sein. „Wir sehen viele Patientinnen und Patienten mit sehr unspezifischen Symptomen. Nach einer differenzierten Diagnostik geht es dann darum, Behandlungspfade für die Betroffenen möglichst individuell zu strukturieren“, erklärt Dr. Kristina Spöhrer, Hausärztin aus Winsen/Luhe und Mitglied des Landesvorstandes des Hausärzteverbandes Niedersachsen. „Neben dem Faktor Zeit ist hier die Vernetzung der verschiedenen Versorgungsangebote, von Atemtherapie und Physiotherapie bis hin zur Rehabilitation, entscheidend für den nachhaltigen Erfolg der Behandlung.“

Das untermauert auch Dr. Jördis Frommhold, Chefärztin der Abteilung für Atemwegserkrankungen und Allergien an der Median Klinik Heiligendamm: „Wichtig ist, dass alle an einem Strang ziehen, um die Menschen, die an Long- oder Post-Covid leiden, optimal zu versorgen.“

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