Immer mehr Apotheken schließen, auch im niederbayerischen Landkreis Kelheim entschieden sich zuletzt mehrere Inhaberinnen und Inhaber für eine Betriebsaufgabe. Nicht jedoch Christian Eigenstetter. Weil sich aber Gerüchte hielten, er würde seine Jakobs Apotheke schließen, musste der 55-Jährige sogar Plakate zur Aufklärung aufhängen. Eine bewusste Kampagne, falsche Nachrichten über seinen Betrieb zu verbreiten und ihm zu schaden, schließt er indes aus.
„Apotheke wird nicht geschlossen“ – so steht es auf mehreren Postern, die Eigenstetter in seiner Apotheke in Ihrlerstein aufgehängt hat. Seit einiger Zeit hörte er immer wieder, dass sein Betrieb schließen werde. „In Kelheim haben mehrere Apotheken geschlossen“, sagt er. Eine weitere komme demnächst noch dazu. Doch er selbst denkt nach 25 Jahren Selbstständigkeit nicht an das Aufhören.
Die Apotheke übernahm er damals von der Bank. „Meine Vorgängerin hat die Apotheke gegen die Wand gesetzt, auch wenn das zur damaligen Zeit fast unmöglich war.“ Die Entscheidung zur Selbstständigkeit im Alter von 30 Jahren sei „goldrichtig“ gewesen. Auch heute läuft sein Betrieb. Die Schließungsgerüchte treffen ihn deshalb umso härter.
In der benachbarten Stadt Kelheim hielt sich die Schließungs-Nachricht hartnäckig. „Mich haben sogar zwei Kollegen angerufen, was mit meiner Apotheke ist.“ Dass es ein Mitbewerber war, der das Gerücht in die Welt gesetzt hat, bezweifelt Eigenstetter: „Ich kann mir das nicht vorstellen, solche Praktiken sind hier nicht üblich.“ Das Verhältnis untereinander sei kollegial.
Vielmehr vermutet der Apotheker, dass die Kundschaft angesichts der vermehrten Schließungen etwas durcheinandergebracht hat. Denn immerhin sind die Schließungen von Apotheken allgegenwärtig. Erstmals ist die Zahl der Betriebe in Deutschland zur Jahresmitte unter die Marke von 17.000 gefallen. Zwar hat sich der Rückgang leicht abgeschwächt, laut Abda-Zahlen schlossen dennoch im ersten Halbjahr 238 Apotheken. „Die Leute erzählen irgendwas und verwechseln die Namen der Apotheken.“ Auch wenn er innerhalb seiner Gemeinde noch nichts von der angeblichen Schließung gehört hat, sah er sich veranlasst, Plakate aufzuhängen. Sogar die Lokalnachrichten kamen vorbei und fragten ihn zur Betriebsaufgabe aus.
Eigenstetter sieht den Fall positiv, denn der Rummel bescherte ihm Aufmerksamkeit: „Das ist die beste Werbung, die ich je hatte“, sagt er. Seine Apotheke laufe, die Apothekenkrise spüre er aber auch: „Ich verdiene noch gut Geld, aber es sind dennoch die schlechtesten Abschlüsse, die ich jemals hatte.“ In diesem Jahr sei die Bilanz noch in Ordnung, auch im kommenden Jahr könne er sich halten. „Doch wenn es 2027 so weiter geht und die Politik nichts ändert, muss ich mir drastische Sparmaßnahmen überlegen.“ Wenn nichts passiere, dürfte das alle Apotheken treffen, vermutet er.
Weil der Betrieb läuft, hätten die Mitarbeitenden gerade eine Gehaltserhöhung erhalten; die vorerst letzte, wenn sich nichts an der Vergütung ändere, sagt er. Seine Angestellten reagierten zunächst auch geschockt, als sie von dem Schließungsgerücht erfuhren. „Aber wir sind einiges gewohnt.“ Nach einer Erklärung seien die Wogen wieder geglättet gewesen.