Zum 31. August muss die Kloster-Apotheke im brandenburgischen Amtsgebiet Neuzelle schließen. Trotz frühzeitiger Nachfolgesuche und öffentlicher Aufrufe blieb der Betrieb von Inhaberin Dr. Annerose Zerbe-Kunst ohne Perspektive. Damit verliert die Region eine wichtige Säule der wohnortnahen Arzneimittelversorgung. Auch die fünfjährige Bindung an diverse Zertifikate trug zur Schließung bei.
Die Kloster-Apotheke ist die einzige Apotheke im Amt Neuzelle, die noch für die wohnortnahe Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln sorgt. Am 31. August wird sie das letzte Mal geöffnet, denn Zerbe-Kunst hat trotz intensiver Bemühungen keine Nachfolge gefunden. „Ich habe sehr frühzeitig angekündigt, dass ich mich zurückziehen will“, erklärt sie. Sie habe seit zehn Jahren nach einer Apothekerin oder einem Apotheker Ausschau gehalten: „Auch das Amt hatte versucht, mit einem öffentlichen Aufruf und lokalen Initiativen noch eine Lösung zu finden“, erklärt die Inhaberin. „Leider ohne Erfolg.“
Der Amtsdirektor Matthias Franke spricht von „einem bedauerlichen Verlust für die Daseinsvorsorge in der Region“. Auch Zerbe-Kunst sagt: „Besonders ältere Menschen und Menschen ohne Auto sind von der Schließung betroffen und sehr traurig, dass ich bald nicht mehr da bin. Man kennt sich hier, ich bin schon so lange für die Menschen da.“ Ausweichmöglichkeiten sind nicht in unmittelbarer Nähe. „Die nächsten Apotheken befinden sich in Eisenhüttenstadt oder Guben, das sind Wege bis zu 20 Kilometer.“ Zudem sei nur noch ein älterer Arzt im Ort: „Auch er wird seine Praxis nicht mehr ewig betreiben.“
Sie bedauere ihre Entscheidung zwar, aber: „Ich sehe keine Möglichkeit, unter den aktuellen wirtschaftlichen und rechtlichen Bedingungen jemanden für die Übernahme zu finden. Selbst die Handelskammer sagte mir, dass sich junge Menschen heutzutage nicht mehr gerne mit Apotheken selbstständig machen, es sei zu risikoreich.“ Zerbe-Kunst habe sogar grenzübergreifend nach jemandem gesucht, der die Apotheke übernehmen könnte. „Aber selbst in Polen hat man abgelehnt.“
Die Bindung an Zertifikate, die sie für die Einlösung von E-Rezepten brauche, machten ihr die Entscheidung zur Aufgabe ihres Betriebes zumindest etwas leichter. „Die meisten dieser Zertifikate gelten für fünf Jahre, ich wäre dann 80 bei Ablauf. Das möchte ich mir nicht mehr aufbürden“, erklärt Zerbe-Kunst. „Wäre das anders, hätte ich vielleicht noch ein, zwei Jahre weitergemacht.“ Selbst wenn das Gewerbe abgemeldet und die Apotheke geschlossen sei, müsste weiter bezahlt werden, da Verträge weiterlaufen. „Ich möchte selbst bestimmen können und das Recht haben, mein Berufsleben zu beenden.“
Auch nach der Schließung im August kann sie sich noch nicht ausruhen. „Eine Schließung bedeutet so viel Arbeit. Die Mieträume müssen leergeräumt werden. Selbst wenn ich Dinge der Einrichtung verschenke möchte, finden sich schwer Abnehmer“, beklagt sie. „Wenn es heißt, es müsste vor Ort abgeholt werden, dann kommt plötzlich keiner mehr.“