Was einst zwei offizielle Parkplätze waren, ist nun plötzlich zur Strafzone geworden. „Man hat uns direkt vor die Apotheke ein Schild für ein absolutes Halteverbot gestellt“, ärgert sich Heike Zenk, Inhaberin der Margareten-Apotheke in Bonn. Dadurch brechen ihr massiv die Kundenzahlen weg. „Die Stadt sagt sinngemäß nur, wir haben Pech gehabt“, erklärt sie. Eine Petition soll nun hoffentlich doch noch zur Einsicht führen.
Vor der Margareten-Apotheke dürfen Kundinnen und Kunden seit kurzem weder parken noch halten. Dafür sorgt ein absolutes Halteverbotsschild, das ohne vorherige Information plötzlich vor Zenks Geschäft steht. „Hier waren vorher zwei Parkplätze für unsere Kundschaft, die dürfen nun nicht mehr benutzt werden, denn sie wurden ersatzlos gestrichen“, erklärt sie. Die Begründung der Stadt: „Der Bus soll besser und schneller durchkommen“, so Zenk.
Aufgrund einer Großbaustelle in der Nähe der Apotheke wurde die Bushaltestelle verlegt. „Diese war damals hier vor der Tür, ist jetzt aber etwa 500 Meter die Straße runter. Sie hat gar nichts mit uns zu tun“, so Zenk. Das Schild sei einfach von der Stadt aufgestellt worden. „Ohne eine Info an uns und ohne, dass sich jemand mal die Situation hier vor Ort angeschaut hat.“ Nur anhand eines Lichtbildes wurde die Entscheidung wohl getroffen. „Mein Mann war persönlich beim Stadtrat, um unser Anliegen vorzutragen. Ihm wurde das Bild gezeigt, es spiegelt nicht unsere Situation wider“, so Zenk.
Das Anliegen wurde abgewiegelt mit den Worten „dies sei ein Beschluss, an dem es nichts zu rütteln gebe“, so Zenk. Die Stadt schreibt konkret: „Hintergrund für die Einrichtung des absoluten Haltverbots ist ein Ratsbeschluss, welcher verschiedene Maßnahmen zur Beschleunigung der Buslinie beinhaltet.“ An der Haltestelle komme es in Fahrtrichtung Bad Godesberg zu Problemen bei der Anfahrbarkeit der Bushaltestelle aufgrund von parkenden Fahrzeugen. „Damit die Haltestelle besser angefahren werden kann, entfallen ca. 2 Parkplätze vor der Haltestelle.„ Die Einrichtung eines absoluten Haltverbots sei daher „die einzige geeignete Maßnahme“ heißt es weiter. Vor diesem Hintergrund bitte man um Verständnis, dass die Maßnahme nicht rückgängig gemacht werden könne.
„Für uns heißt das, wir haben einfach Pech gehabt.“ Mehr noch: „Es interessiert hier einfach niemanden, dass uns dadurch etliche Kunden verloren gehen“, beklagt sie. Zudem auch der Großhandelsfahrer darunter leide. „Er muss ja auch hier parken, um die Wannen in die Apotheke zu bringen, ebenso prekär ist die Situation im Notdienst“, erklärt Zenk. „Wir haben viele Kunden die das Halteverbot ignorieren und das Risiko eines Strafzettels eingehen. Man kann das verstehen, denn in die Apotheke kommen eben auch immobile und ältere Menschen, die hier parken müssen.“
Am liebsten würde Zenk einen Zettel unter das Verkehrsschild hängen. „Mit dem Hinweis, dass wir gerne die Gebühren des Knöllchens für unsere Kundschaft übernehmen. Ich weiß, es ist nicht regelkonform, aber noch besser als die Kundschaft zu verlieren“, erklärt Zenk.
Denn parken könne man in der Nähe auch nicht woanders. „Gegenüber ist die Post, auch da ist ein Parkverbotsschild aufgestellt, da darf man maximal ganz kurz halten“, berichtet Zenk. „Neben uns befindet sich ein Sozialkaufhaus, die Parksituation ist dort auch nicht besser, da ständig große LKWs den Platz besetzen.“
Weil die Verzweiflung mittlerweile groß ist und sich Zenk von der Stadt nicht ernst genommen fühlt, startete sie eine Petition. „In der Apotheke liegt eine Erklärung zur Situation aus, sowie eine Liste auf der man unterschreiben kann, um gegen diesen unhaltbaren Zustand vorzugehen“, so die Inhaberin. Sie fordert den Rat der Stadt Bonn auf, „das absolute Halteverbot zurückzunehmen oder eine praktikable Lösung zu schaffen, die den Bedürfnissen der Bürger gerecht wird!“ Mittlerweile seien schon etwa acht DIN-A4-Seiten voller Unterschriften. „Ich hoffe das bewirkt etwas.“
Da die Großbaustelle noch bis mindestens 2027 andauern soll, müsse schnell eine Lösung her. „Wir können uns auch nicht per Bürgerbegehr an die Stadt Bonn wenden, denn das darf nur ein in Bonn wohnhafter Bürger, uns sind total die Hände gebunden“, so Zenk.
Auf Nachfrage wolle man das Halteverbot vor der Apotheke doch nochmal prüfen: „Bei der Abstimmung der Maßnahme zur von der Politik beschlossenen Maßnahme zur Beschleunigung der Buslinie 612 befand sich die Haltestelle Lannesdorf Mitte noch an ihrer eigentlichen Position“, so ein Sprecher der Stadtwerke Bonn (SWB). Prinzipiell sei es denkbar, dass die Parkplätze vor der Apotheke wieder eingerichtet werden, „solange die Haltestelle weiterhin an eine andere Position verlegt ist“, heißt es weiter. Daher werde die Stadtverwaltung die Situation zusammen mit SWB Bus und Bahn vor Ort noch einmal prüfen. „Sobald jedoch die Haltestelle an ihren ursprünglichen Standort zurückverlegt wird, müssen die Parkplätze vor der Apotheke wieder entfallen, um die verbesserte Anfahrbarkeit der Haltestelle sicherzustellen.“
Schlussendlich gab es am 18. Juli ein plötzliches Einlenken der Stadt Bonn. Das umstrittene Halteverbot vor der Margareten- Apotheke wurde aufgehoben. Zenk ist erleichtert, sagt aber: „Schade, dass man wohl erst an die Öffentlichkeit gehen muss, um etwas zu bewirken.“