Neugründung: Vierte Apotheke als Sicherheit

Ruwisch ist Apotheker in erster Generation, stammt aus einer Arztfamilie. Bereits als Gymnasiast fand er Interesse an der Pharmazie und absolvierte 1990 in der historischen Hirsch-Apotheke ein Praktikum. 16 Jahre später übernahm er diesen Betrieb und machte sich dort selbstständig. Die Expansion sollte nicht lange dauern.

Inhaber erweitert Verbund

Bereits ein Jahr später gründete der heute 52-Jährige eine zweite Apotheke neu. Die Ross-Apotheke entstand keine 200 Meter entfernt von seiner Hauptapotheke – damals aus „Konkurrenzabwehrgründen“, wie er sagt. Weil jedoch damals schon Kleinstädte vor strukturellen Veränderungen und Umbrüchen standen, entschied er sich vor elf Jahren für die nächste Neugründung.

Vor den Toren eines Krankenhauses Lippe entstand in Lemgo die Medicum Apotheke. Der Betrieb mit Kurzzeitparkplätzen, Drive-In-Schalter und längeren Öffnungszeiten ist für Ruwisch eine weitere Sicherheit in der Selbstständigkeit. Denn zu den beiden Innenstadtlagen kam eine damit eine kliniknahe Apotheke zum Verbund dazu. Sie liegt etwa zehn Kilometer von den beiden anderen Betrieben entfernt.

Wie in anderen Gemeinden auch leidet das lippische Gebiet in Nordrhein-Westfalen an fehlenden Ärzt:innen. Alleine in Lage seien sieben Hausarztstellen nicht besetzt, sagt der Apotheker. In dem Ort hätten auch zwei Diabetologen neue Räume gesucht, um wachsen zu können. Doch im Umfeld selbst habe es keine Möglichkeit gegeben, weshalb die Mediziner in Bad Salzuflen als Eigentümergemeinschaft jetzt ein neues Gesundheitszentrum bauen. „Wir verlieren hier die Praxis“, sagt Ruwisch.

Nächste Ärztehaus-Apotheke

Doch für ihn ergab sich daraus eine neue Chance: Er folgt den Ärzten, die ihre Praxis bislang über einer benachbarten Apotheke hatten, und gründet seine dritte Filiale in dem neuen Gesundheitszentrum. Gerade sei Richtfest gefeiert worden, der Einzug ist für Mitte 2026 geplant. Die Medicampus Apotheke wird eine Fläche von mehr als 300 Quadratmetern haben. „Dort wollen wir gute menschliche Pharmazie in ihrer gesamten Breite anbieten.“ Dazu gehöre zum Beispiel neben dem klassischen Beratungsraum auch ein weiterer kleinerer Beratungsraum, der als „Impfkabine“ konzipiert werde, um bei solchen Aktionen wie der „Langen Nacht dem Impfens“ auf mindestens zwei Räume zugreifen und auch den Bereich der Pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) besser abbilden zu können.

Ruwisch investiert damit auch in ein Stück Sicherheit. „Ich werde mich damit in einem Dreieck bewegen.“ Falls sich die Situation an den anderen Standorten verschlechtern sollte, könne er dies kritisch prüfen und habe die Möglichkeit zu reagieren. Bis jetzt deute sich zwar keine Schließung an. Aber: „Ich bin dann unabhängiger von der Lage und kann mittelfristig planen. Wenn eine Apotheke wegfallen sollte, habe ich für jeden meiner Mitarbeiter weiter einen Arbeitsplatz.“ Es wird seine zweite Apotheke in einem Ärztezentrum: Im Medicum sind bereits verschiedene Fachärzte angesiedelt.

Die neue Apotheke entspreche seinen Vorstellungen eines komplett modernen Betriebs und sei für ihn eine „große Investition“. Das Zentrum lege Wert auf eine reine Besetzung durch Ärztinnen und Ärzte. „Dort soll der Gedanke des Miteinanders gelebt werden.“ Auch die Zusammenarbeit mit einer Fachhochschule ist anvisiert. Das Miteinander sei auch mit Blick auf das E-Rezept wichtig. „Als Apotheke sind wir in einem Ärztehaus darauf angewiesen, dass die E-Rezept-Freigabe direkt erfolgt.“