Immer mehr Apotheken werden zu Ansprechpartnern für Jugendliche. Auch Gerrit Nattler von den Elisana-Apotheken in Gelsenkirchen und Dorsten beteiligt sich an der Initiative „Safe Space“ für das Projekt „OurGenerationZ“. Die Jugendlichen hätten sich gezielt Apotheken als barrierefreien Vermittler gewünscht, sagt der Inhaber. Bislang hätten sich eine Neun- und eine 14-Jährige gemeldet.
In Apotheken werden Kundinnen und Kunden schon immer an weitere Ansprechpartner wie Ärztinnen, Ärzte oder Physiotherapeutinnen und -therapeuten vermittelt. Oftmals betrifft dies ältere Menschen, doch auch die Generation Z – also junge Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind – benötigt mitunter Unterstützung.
Die Kooperation mit der Jugend sei ein „Gamechanger“, sagt Nattler. „Damit erweitern wir nicht nur das Spektrum der Apotheken, sondern definieren auch das Thema Jugendselbsthilfe neu.“ Der Inhaber besprach sich unter anderem mit dem Jugendamt. „Das kommunale Interesse ist groß.“ Ziel sei es, die Jugendlichen mit Problemen an die richtige Stelle zu verweisen.
Die Apotheke als sogenannter Safe Space geht auf das 2019 entstandene Projekt „OurGenerationZ“ der Plattform „Marktplatz der Gesundheit“ zurück. Mehrere Apotheken beteiligen sich bereits. Die junge Generation sehe die Apotheke als neutralen Vermittler – anders als etwa eine Arztpraxis oder eine Vertrauenslehrerin oder -lehrer. Man könne ohne Termin und ohne seine persönlichen Daten zu offenbaren, anfragen, sagt Nattler. Das Projekt werde auch wissenschaftlich begleitet.
Der Apotheker war jedoch über die gezielte Nachfrage der Jugendlichen in der Offizin erstaunt. „Wir dachten, wir vermitteln zum Beispiel zum psychologischen Dienst. Doch die Jugendlichen wollen mit anderen Jugendlichen sprechen.“ Die Neunjährige etwa sei mit ihrer Mutter in seine Apotheke gekommen, nachdem sie über soziale Medien vom Projekt gehört hatten.
Sie sei an eine 20-Jährige vermittelt worden, sagt Nattler. Die Mutter habe hinterher ausgerichtet, dass die Weiterleitung „viel gebracht habe“. Noch steht das Projekt am Anfang. „Wir befinden uns in der Testphase und sind dabei, Abläufe zu standardisieren und ein Curriculum aufzusetzen.“ Der Austausch mit der Jugend „macht Spaß“ und die Apotheke lasse sich dabei ganz anders positionieren. „Wir sind ein niedrigschwelliges Angebot und einfach da. Zu uns kann man nach der Schule kommen.“ Es brauche eine gewisse „Grundqualität“ und der Erstkontakt müsse sitzen.
Auch die Schwanenbusch Apotheke in Essen beteiligt sich. Über Instagram wirbt der Betrieb für das Angebot und spricht zum Beispiel gezielt Jugendliche an, die etwa Schwierigkeiten im Elternhaus haben oder an psychischen Problemen leiden. Sie würden in ihrer Situation oft alleine gelassen. Die Apotheke wolle in diesen Fällen einen Safe Space bieten, der die Jugendlichen schützt und sich um einen kompetenten Ansprechpartner kümmere, der in der individuellen Problematik weitergehende Hilfe geben könne.