Ende einer Center-Apotheke: Hohe Kosten, kein Gewinn

„Das war ein Verlustgeschäft“

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Berlin -

Die Stadtgalerie in Velbert droht auszusterben. Immer mehr Inhaber:innen schließen ihre Geschäfte in dem erst 2019 eröffneten Einkaufscenter. So auch Apotheker Abolghassem Sarvi – seine Europa-Apotheke ist seit Anfang September zu.

Mit 21 Jahren kam der gebürtige Iraner nach Deutschland und holte sein Abitur nach. Anschließend wollte Abolghassem Sarvi eigentlich Medizin studieren, doch auch nach mehreren Wartesemestern bekam er keinen Studienplatz. „Dann habe ich ein Jahr Chemie studiert, aber das war irgendwie auch nicht das Wahre für mich“, berichtet er. Schließlich bekam er in Kiel die Zusage für ein Pharmaziestudium und habe von Beginn an pure Freude empfunden. „Was für ein Glück, das es so gekommen ist." Für vier Semester ist er in Kiel geblieben und konnte anschließend nahtlos nach Hamburg wechseln. "Das wollte ich gerne, weil dort Freunde von mir und auch meine Schwester wohnten.“

Traum der eigenen Apotheke

Im August 2000 übernahm er die Eulen-Apotheke in Velbert. „Die Selbstständigkeit war seit dem Pharmaziestudium immer mein Wunsch. Ich bin froh, dass es geklappt hat.“

Die Übernahme einer Filiale vor ein paar Jahren schien ihm der nächste richtige Schritt zu sein. In einem neu gebautem Einkaufscenter bot sich die Gelegenheit an. „Die Eröffnung der Stadtgalerie wurde mehrmals verschoben.“ Im Mai 2019 war es dann aber endlich soweit und auch die Europa-Apotheke durfte starten. „Leider muss man sagen, lief es von Anfang an überhaupt nicht gut“, so Sarvi. Es seien von Beginn an nicht genug Kund:innen in die Stadtgalerie gekommen.

Ende mit Schrecken

Wenige Monate nach der Eröffnung machte die Corona-Pandemie dem Konzept einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Viele Geschäfte haben aufgegeben. Folglich wurde das Center von immer weniger Leuten aufgesucht. Schließlich meldete das Center Insolvenz an. Mit einem neuen Investor aus Tübingen, der Ende 2021 die Stadtgalerie übernommen hat und wieder mehr Geschäfte für das Center in Aussicht stellte, schöpfte Sarvi neue Hoffnung auf eine höhere Kundenfrequenz. „Ich habe versucht durchzuhalten, aber leider tut sich dort einfach überhaupt nichts und somit war ich gezwungen, die Reißleine zu ziehen. Das Center ist im Grunde total tot. Wenn man mal durchläuft, begegnet man fast niemandem.“ Der Apotheker habe nie den erforderlichen Umsatz erreichen können, um die hohen Kosten zu decken. „Das war ein Verlustgeschäft.“

Die Schließung sei keine leichte Entscheidung gewesen, aber die absolut richtige. Am 31. August öffnete Abolghassem Sarvi letztmalig seine Europa-Apotheke. „Ein paar Stammkund:innen waren schon etwas traurig. Hoffentlich kommen sie nun in die Eulen-Apotheke.“

Lage ist entscheidend

Diese habe eine weitaus bessere Lage. „Wir sind in einem Kaufland, der sehr gut angenommen wird. Kein Vergleich zur Europa-Apotheke. Aber hier gibt es auch ausreichend Parkmöglichkeiten.“ Die Apotheke sei von innen und von außen prima zu sehen. „Das ist optimal. Hier werden wir nicht schließen.“

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