Apotheker-Skink

Das Geheimnis meiner Haut? Zucker!

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Berlin -

Neuerdings bin ich in einem Berliner Baumarkt für 29,99 Euro zu kaufen. Das irritiert mich. Ich bin nämlich nicht irgendein Tier – ich bin ein Apothekerskink! Scincus scincus, auch bekannt als Sandfisch, gelehrten Lesern muss ich das nicht erklären. Das Geheimnis meiner Haut ist so kostbar, dass Wissenschaftler jetzt rätseln, wie man ihre Eigenschaften für die Menschen nutzen könnte.

Ich bin die einzige Echse, das einzige Tier überhaupt, das stolz „Apotheker“ in seinem Namen trägt. Das hat leider nicht so fröhliche Gründe, denn die Vorfahren der Apotheker haben meine Vorfahren gern pulverisiert. Manchmal haben sie sie auch zu Asche verbrannt und die kostbaren Überreste dann grammweise als Aphrodisiakum verkauft. Skinke, zu Pulver gemahlen und portionsweise verkauft, welch Schmach! Dagegen sind meine Artgenossen, die im Baumarkt verkauft werden, ja beinahe Luxusartikel.

Schon im alten Ägypten wurden wir kleinen Echsen getötet, einbalsamiert und den Mumien als Grabbeigabe an die Seite gegeben, für die Reise. Damals glaubten die Menschen fest daran, dass die Seelen der Toten weiterleben und man deshalb Gegenstände im Grab benötigt. Wir Apothekerskinke müssen zumindest dankbar dafür sein, dass man uns nicht gänzlich ausgerottet hat.

Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet, nun sind sogar Forscher an uns interessiert. Was haben wir Apothekerskinke gelacht, als die ersten aufgetaucht sind! Sogar in ein MRT haben sie einen entfernten Cousin von mir gesteckt, um herauszufinden, wie wir uns im tiefen Sand verhalten. Wir Skinke wissen natürlich längst, dass unsere Haut glatter als Glas, Stahl oder Teflon ist.

Die Wissenschaftler versprechen sich von uns, dass sie eines Tages Röhrentransportsysteme entwickeln können, in denen es keine Verstopfungen mehr geben wird. Jetzt fragen sie sich, was unsere Haut so glatt macht, sie haben Schuppen von uns mit denen anderer Echsen verglichen und herausgefunden, dass unsere Haut ebenso wie die der anderen aus Protein besteht, bei uns ist aber auch Zucker dabei. Das ist, wie jeder Sandfisch weiß, der Trick.

Derzeit erforschen die Menschen auch, wie wir so blitzschnell wie kein anderes Tier im Sand eintauchen und uns ebenso blitzschnell darin fortbewegen können. Wir machen dreimal pro Sekunde ausgeklügelte Bewegungen. Wir vibrieren. Mal sehen, wann es die erste Scincus Röhre in einer Mühle oder einem Kieswerk geben wird.

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