Bayern

Apotheke hilft nach Sturm-Verwüstungen

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Berlin -

Im Landkreis Aichach-Friedberg bei Augsburg hat am Mittwoch ein Tornado schwere Verwüstungen angerichtet. Gegen 22.30 Uhr deckte das Unwetter innerhalb weniger Minuten Dächer ab, riss Dachstühle ein und Bäume um, drückte Ziegelmauern ein und zerstörte Autos. Besonders betroffen ist die Gemeinde Affing. Die Schloß-Apotheke vor Ort hat Glück gehabt – nur das Dach des Schlosses, in dem sie ihren Sitz hat, ist beschädigt. Jetzt hilft das Team von Dr. Hannes Proeller, wo es kann.

Medienberichte sprechen von 178 beschädigten Häusern, 33 davon seien einsturzgefährdet und zwölf unbewohnbar. An der Realschule Affing wurde ein Großteil des Daches zerstört, auch an der Grundschule gab es erhebliche Schäden. Ein Einfamilienhaus sei von einem umgestürzten Baukran getroffen worden; die Bewohner blieben unverletzt. Der Sachschaden durch den Sturm liegt laut Polizeiangaben in Millionenhöhe.

In der Gemeinde mit 5000 Einwohnern wurden laut dem Landratsamt Aichach-Friedberg sieben Menschen verletzt. Rund 20 Bewohner, die ihre Wohnung verloren hätten, seien in der Schulturnhalle Affing untergebracht worden, die als Notunterkunft und Betreuungsstelle diene.

Dr. Carlo Pirolo, Filialleiter der Schloß-Apotheke, war selbst nicht vor Ort, als die Böen die Gemeinde trafen. Erst auf dem Heimweg von München habe er im Radio von den Schäden gehört und sei sofort zur Apotheke gefahren. Alles sei abgesperrt gewesen, Feuerwehr und Polizei im Einsatz, Traktoren unterwegs. „Der ganze Ort wirkte wie eine einzige Baustelle. Und Bürger waren auf der Suche nach Unterkünften.“

Die Apotheke selbst habe keine Schäden erlitten. Lediglich ein nahe gelegener Baum sei umgeknickt. „Wir haben großes Glück gehabt“, sagt Pirolo. Bereits am Donnerstag morgen konnte der Regelbetrieb aufgenommen werden, selbst der Lieferservice wurde trotz einiger Schwierigkeiten aufrecht erhalten. Auch die Angestellten seien alle unbeschadet davon gekommen.

„Aber die Stimmung ist schlecht, weil so viele Leute betroffen sind“, sagt Pirolo. „In einer solchen Situation helfen alle miteinander.“ Wer privat eine Unterkunft anbieten könne, tue dies. Pirolo selbst, der erst seit Oktober in der Apotheke arbeitet, will ein Zimmer seiner Zweiraumwohnung als Unterkunft zur Verfügung stellen.

Simone Anlauf, PKA in der Apotheke, war gleich nach dem Sturm vor Ort: Als Mitglied des Roten Kreuzes half sie von Mitternacht bis 5 Uhr früh und versorgte Verletzte. Auch die Apotheke will helfen: „Wir haben überlegt, wie wir am besten beitragen können“, sagt Pirolo. Auf dem Sportplatz Gebenhofen hat die Gemeinde eine zentrale Anlaufstelle mit einem Pavillon eingerichtet – das Deutsche Rote Kreuz ist aktiv. Dorthin würden Angestellte der Apotheke Kaffee, Tee und Süßigkeiten bringen. Jetzt würden Einsatzleiter gefragt, wie man am effektivsten weiter helfen könne. Um durchgehend zur Verfügung zu stehen, bleibe die Apotheke über die Mittagspause geöffnet.

Bereits seit Mitternacht war im Landratsamt die Führungsgruppe Katastrophenschutz im Einsatz. Über spezielle Aggregate wurde die Stromversorgung, die in Affing komplett zusammengebrochen war, wieder hergestellt. Für betroffene Anwohner wurden seit Donnerstagmorgen Baumaterialien, wie etwa Folien, bereit gestellt.

Baufirmen und Handwerker wurden aufgerufen, auch am Feiertag einsatzbereit zu sein. Für Sicherungs- und Aufräumarbeiten meldeten sich weit mehr als 100 Dachdecker, Glaser, Gebäudereiniger und Abbruchfirmen sowie Betriebe, die etwa Hubsteiger und schweres Räumgerät zur Verfügung stellten.

Außerdem installierte das Amt ein Bürgertelefon. Die Gemeinde richtete zudem ein Spendenkonto für die Geschädigten ein und organisierte Notunterkünfte. Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Mitarbeiter des Landratsamtes sind weiter im Einsatz. Auch zahlreiche freiwillige Helfer hätten sich gemeldet: „Das ist absolut überwältigend, herzlichen Dank dafür“, sagte Landrat Dr. Klaus Metzger.

Erst Anfang Mai hatte in der Kleinstadt Bützow bei Rostock ebenfalls ein Tornado gewütet und innerhalb weniger Minuten einen Millionenschaden hinterlassen.

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