Pharmaziestudium

Auslandserfahrung sammeln – aber wie?

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Berlin -

Internationale Arbeitserfahrung sammeln, Menschen aus aller Welt kennenlernen, Englischkenntnisse verbessern und einfach mal herauskommen: Das spricht für einen Auslandsaufenthalt während des Studiums. Doch das Staatsexamen und die Approbationsordnung stellen Pharmaziestudierende mit Fernweh vor einige Herausforderungen. An der Freien Universität (FU) Berlin hat die Fachschaft daher einen Informationsabend zum Thema „Ausland und Pharmazie?!“ organisiert und Erfahrungen weitergegeben.

Nach Schweden, Indonesien, Israel, Mexiko, Malta und in die USA hatte es die Studentinnen gezogen, die von ihren Erlebnissen berichteten und auch die Schwierigkeiten schilderten. Denn Pharmaziestudenten, die ein oder zwei Semester im Ausland studieren wollen, hätten fast keine Chance, dass die Kurse zu Hause auf das Studium angerechnet würden, weiß Fachschaftsmitglied Josefine Schulz, von der die Veranstaltung organisiert wurde. „Die Landesprüfungsämter schreiben vor, dass alle Kurse der deutschen Approbationsordnung entsprechen müssen“, sagt sie. Wer im Ausland studiert, studiert also fast zwangsläufig auch länger.

„Doch davon solltet ihr euch nicht abhalten lassen“, rät Schulz ihren Kommilitonen. Die Erfahrungen, die sie im Ausland sammeln konnte, hätten das mehr als wettgemacht. Das habe sie mit der Veranstaltung zeigen wollen. „Vielleicht gehen mehr ins Ausland, wenn sie sehen, dass es andere auch geschafft haben“, sagt sie.

Studenten müssten nicht unbedingt ein Auslandssemester an einer Universität verbringen: Wer keine Zeit verlieren will, kann auch je die Hälfte der Famulatur oder des Praktischen Jahrs (PJ) außerhalb von Deutschland zu absolvieren. An der FU Berlin könne zudem ein Forschungsaufenthalt an einer ausländischen Uni als Wahlpflichtfach anerkannt werden, berichtet Schulz.

Auch bei der Anerkennung von Kursen gibt es nach Informationen des Bundesverband der Pharmaziestudierenden (BPhD) Schlupflöcher: Vor dem Auslandsaufenthalt sollten die zu belegenden Fächer mit dem zuständigen Professor an der Heimatuniversität durchgesprochen werden. Er kann schriftlich bestätigen, dass der Kursinhalt mit seiner Lehre vergleichbar ist, wodurch die ausländischen Leistungen zumindest teilweise anerkannt werden.

Die Pharmaziestudenten können einige Programme nutzen, die das Studium im Ausland erleichtern. Dazu gehört das Erasmus-Programm, das einer Partnerschaft zwischen der heimischen Fakultät und einer Uni im europäischen Ausland entspricht. Damit entfallen die Studiengebühren an der ausländischen Hochschule. Jedes Institut hat einen Professor, der als Erasmus-Koordinator Ansprechpartner ist. Das International Office der Universität ist eine weitere Anlaufstelle.

Mit der Bewerbung um einen Erasmus-Austauschplatz muss meist eine Übersicht der bisherigen Studienleistungen eingereicht werden. Hinzu kommen ein Lebenslauf, ein Sprachzeugnis über Englischkenntnisse und gegebenenfalls der Landessprache sowie ein Motivationsschreiben. Darüber hinaus wird ein Empfehlungsschreiben eines Professors gefordert.

Wer ein außereuropäisches Land oder eine ganz bestimmte Uni ins Auge gefasst hat, kann sich dort auch direkt um einen Studienplatz bewerben. Werden die Anforderungen der ausländischen Hochschule erfüllt, ist eine Zusage quasi sicher. Nachteil: Studiengebühren müssen selbst gezahlt werden.

Freiwillige Auslandspraktika sind eine weitere Möglichkeit, zumindest eine kurze Zeit über den deutschen Tellerrand zu blicken. Vom internationalen Verband der Pharmaziestudierenden (IPSF) wird dazu das Student Exchange Program (SEP) angeboten, das den Studierenden die Suche nach einem Praktikumsplatz und einer Unterkunft abnimmt. Alle pharmazeutischen Bereiche werden abgedeckt; die öffentliche Apotheke, Krankenhausapotheke, Industrie und Forschung.

Schulz war über das Programm drei Wochen an der Midwestern University in der Nähe Chicagos. Die Austauschstellen seien sehr gefragt; die Bewerberanzahl liege über den aktuell 39 freien Plätzen, sagt sie. Der IPSF rate daher dazu, von den beliebten Ländern wie Großbritannien, Skandinavien, Kanada oder Australien abzusehen.

Die Praktika des SEP sind meist unbezahlt und zwischen drei und fünf Wochen lang. Die Bewerbung kostet 100 Euro, wobei 50 Euro nur als Pfand für einen abschließenden Erfahrungsbericht hinterlegt werden. Die Bewerbungsfrist endet im Januar. Im März oder April können die Bewerber mit einer Antwort rechnen, im Sommer geht es ins Praktikum.

Vier Wochen der Famulatur und sechs Monate des PJ dürfen im Ausland absolviert werden. Der jeweils andere Teil muss zwingend in einer deutschen öffentlichen Apotheke abgeleistet werden. Vor der Abreise sollte allerdings mit dem Landesprüfungsamt geklärt werden, ob das geplante Auslandspraktikum wirklich den Anforderungen der Approbationsordnung entspricht.

Dazu sollte das Vorhaben am besten kurz schriftlich dargestellt werden, heißt es vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo), der Prüfungsbehörde für Berlin. Bei der Bewerbung sei beispielsweise zu beachten, dass ein Praktikum in einer öffentlichen Apotheke im Ausland nicht auf das PJ angerechnet werden kann: Die Gleichwertigkeit der Ausbildung könne dann nicht nachgeprüft werden. Praktika in ausländischen Krankenhausapotheken, Instituten oder Pharmaunternehmen könnten dagegen meist anerkannt werden.

Ein Auslandsaufenthalt will auch finanziert werden. Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung können sich auf mehrere Tausend Euro belaufen. Doch es gibt Fördermöglichkeiten: Erasmus-Studenten erhalten beispielsweise einen monatlichen Zuschuss zwischen 150 und 450 Euro.

Speziell für Auslandsaufenthalte gibt es Stipendien, etwa vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Die bayerische Landesapothekerkammer stellt Reisestipendien in Höhe von bis zu 1500 Euro für Auslandspraktika zur Verfügung. Es gibt auch mehr BaföG.

Abgesehen von der Finanzierung sind weitere organisatorische Fragen zu klären. Im EU-Ausland genügt die normale Krankenversicherung. Wer weiter weg möchte, muss eine Auslandskrankenversicherung abschließen. Auch eine Haftpflichtversicherung, die im Ausland gilt, wird für manche Praktika erforderlich. Zudem sollte geklärt werden, welche Impfungen oder Prophylaxen für das Zielland nötig werden.

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