Alternative zum Botendienst

Abholservice für Notdienstapotheken

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Berlin -

In Leipzig startete am Wochenende ein neuer Lieferservice für Arzneimittel: Wer als Kundin oder Kunde an Wochenenden und Feiertagen nicht zur Notdienstapotheke fahren kann, der kann sich die dringend benötigten Präparate vom „Notmedic Medikamenten-Lieferdienst“ bringen lassen. Die beiden jungen Gründer sehen den sozialen Aspekt im Vordergrund und sind mit dem Start zufrieden.

Lia-Chiara Daum und Max Buschmann sind Rettungssanitäter: Sie arbeitet in Leipzig beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), er für das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Halle. Außerdem ist Daum im ärztlichen Fahrdienst der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) unterwegs, besucht also Patientinnen und Patienten, die sich nicht mehr selbst auf den Weg in die Bereitschaftspraxis machen können. Immer wieder ist ihr dabei aufgefallen, dass die Menschen keine Möglichkeit hatten, die vom Bereitschaftsarzt ausgestellten Rezepte in der Notdienstapotheke einzulösen oder einlösen zu lassen. Auch Heime hätten geschildert, dass dringende Lieferungen an Wochenenden ein logistisches Problem seien.

Da die Botendienste der Apotheken nach Feierabend nicht mehr aktiv sind, kam ihnen die Idee zu „Notmedic“. Von Freitagabend bis Montagmorgen können Patientinnen und Patienten bei ihnen anrufen und sich die notwendigen Medikamente – in ihrem Auftag – bei der jeweiligen Notdienstapotheke abholen lassen. Über Weihnachten und Neujahr wird der Service sogar zwei Wochen lang durchgehend angeboten. Im Februar wollen die Gründer ihr Pilotprojekt abschließen und ein Resümee ziehen. Wird das Angebot gut angenommen, sollen der Service fortgesetzt und in eine eigene Firma überführt werden.

Gelungener Start

Das erste Wochenende war laut Daum erfolgreich: „Wir haben insgesamt vier Fahrten erfolgreich durchgeführt, darunter auch eine Lieferung an ein Pflegeheim. Unsere Arbeitsabläufe haben sich als zuverlässig und effizient erwiesen, sodass der Start insgesamt sehr erfolgreich verlief.“

Man habe alle Vorgaben eingehalten, auf die zuvor Apothekerkammer und -verband hingewiesen hatten – einschließlich insbesondere was den datenschutzkonformen Umgang mit sensiblen Informationen, die ordnungsgemäße Dokumentation sowie die sichere Übergabe der Medikamente angeht: „Alle relevanten Daten wurden sorgfältig und nachvollziehbar gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten festgehalten. Zudem haben wir bei Fragen zur Medikamentenberatung konsequent auf die jeweils zuständigen Notapotheken verwiesen, um die fachgerechte Beratung sicherzustellen.“

Die beiden Gründer haben sich vorab rechtlich beraten lassen und alle Szenarien durchgespielt: Rezeptfreie Medikamente werden mit dem Auto direkt aus der Apotheke abgeholt, bei Verordnungen werden zuerst das Rezept beziehungsweise die elektronische Gesundheitskarte (eGK) sowie eine Vollmacht eingesammelt. Betäubungsmittel werden in der Apotheke in eine Box gelegt, die verplombt und erst bei Übergabe durch den Patienten geöffnet wird. Nicht weniger als drei Vordrucke müssen die Patienten unterschreiben: die Vollmacht, eine Datenschutzerklärung und eine Vertraulichkeitsvereinbarung.

Lieferung ab fünf Euro

Insgesamt sechs Leute sind zum Start in dem Projekt involviert; angeboten wird der Service in ganz Leipzig sowie im benachbarten Markkleeberg. „Der Vorteil ist, dass es vom Stadtzentrum aus gesehen in jeder Himmelsrichtung eine Notdienstapotheke gibt“, so Daum. Diese würden je nach Bedarf angefahren. Man sei auch schon von Apotheken angesprochen worden, die gerne jeden Auftrag bearbeiten würden. Aber man verfolge einen sozialen Ansatz und wolle daher neutral bleiben, so Daum.

Daher soll der Service auch für die Betroffenen finanzierbar bleiben. Die Lieferung kostet fünf Euro; ab Mitternacht kommt ein Zuschlag von zwei Euro hinzu. Eine Skalierung in Richtung Plattform à la Mayd & Co. ist nicht vorgesehen: Aufträge würden ausschließlich telefonisch entgegen genommen; die Handynummer sei in der Leipziger Volkszeitung (LVZ) veröffentlicht worden. Um das Konzept auch ohne Werbebudget bekannter zu machen, wollen Daum und ihre Partner auch verstärkt mit den Apotheken sprechen, damit diese ihre Kundinnen und Kunden vorab auf die neue Möglichkeit hinweisen. Immerhin wolle man mit dem Angebot auch „die lokale Apothekenlandschaft stärken“.

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