Video-Interview Hexal

Riesenunterschiede bei Generika

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Die Generikahersteller fordern von der Bundesregierung ein Ende der Rabattverträge. Doch der Spardruck auf Schwarz-Gelb wächst, die Industrie fühlt sich im Stich gelassen. Wolfgang Späth ist im Vorstand der Hexal AG und Vorsitzender des Branchenverbands Pro Generika. Mit APOTHEKE ADHOC sprach er über Dumpingpreise bei Rabattverträgen, die Zukunft des Außendienstes und den Standort Deutschland für die Generikaindustrie.



ADHOC: Globalisierung oder Fragmentierung. Wohin geht die Reise im Generikamarkt?

SPÄTH: Eine Globalisierung kann man bei den Ergebnissen der einzelnen Ausschreibungen erkennen. Zuschläge erhalten immer mehr internationale Unternehmen, die gut rückwärts integriert sind: Vertrieb, eigene Herstellung bis zur Synthese des Rohstoff. Auf der anderen Seite gibt es kleine Unternehmen, deren Name bisher niemand kannte oder die sogar neu gegründet worden sind. Das sind Vertriebsgesellschaften, die mit Arzneimittel- oder Generikaherstellung im klassischen Sinn nicht mehr viel zu tun haben. Die nehmen nur Opportunitäten wahr. Ob diese Unternehmen mit ihren Zuschlägen wirtschaftlich so erfolgreich sein werden, wie sie sich das vorstellen, ist offen. Ich glaube, dass wir viele Überraschungen erleben werden.



ADHOC: Wie grenzt sich Hexal davon ab?

SPÄTH: Die Unterschiede zwischen diesen Vertriebsgesellschaften und Unternehmen wie Hexal sind viel größer, als Manche meinen. Meistens wird die Leistung des Arzneimittelherstellers auf die reine Tablette reduziert: wie schnell sich die Tablette auflöst, Bioäquivalenz und so weiter. Aber für einen Arzneimittelhersteller wie Hexal ist das zu wenig. Wir bieten Lösungen an, wie die Arzneimittel tatsächlich wirtschaftlich beim Patienten ankommen. Wir haben eine breitere Produktpalette und Marken. Da gibt es riesengroße Unterschiede.



ADHOC: Wo wäre Hexal heute ohne Novartis?

SPÄTH: Durch die Integration in einen weltweiten Konzern ist Hexal stärker aufgestellt als je zuvor. Heute kann man den alten Grabenkampf zwischen Generika und Originalen beenden. Wir agieren alle in einem Gesundheitsmarkt, und in dem sind wir sehr vernünftig aufgestellt.



ADHOC: Trotzdem wurde der Außendienst gekürzt.

SPÄTH: Wir haben Einschnitte vorgenommen und das sehr bewusst getan. Wir haben uns neu aufgestellt, um in den veränderten Rahmenbedingungen zukunftsfähig zu sein.



ADHOC: Hat der Außendienst überhaupt eine Zukunft?

SPÄTH: Tatsache ist, dass es heute noch 15.000 Pharmareferenten gibt, gegenüber 25.000 im Jahr 2000. Von diesem Abbau ist der generische Bereich überdurchschnittlich betroffen. Diese Entwicklung ist bedauerlich, weil im generischen Bereich - gerade von den Kostenträgern - der Außendienst nur als Kostenfaktor gesehen wird. Dabei sorgt der Außendienst dafür, dass verstärkt kostengünstige Arzneimittel verordnet werden.



ADHOC: Gibt es Dumpingangebote bei den Rabattverträgen?

SPÄTH: Die Schmerzgrenze muss jedes Unternehmen selbst festlegen. Aber wenn Sie nur Preise erzielen, mit denen Sie mittelfristig kein Geschäft machen, und „drauf zahlen“, dann stimmt das Geschäftsmodell nicht mehr.



ADHOC: Halten Sie am Standort Deutschland fest?

SPÄTH: Losgelöst von der Sandoz- oder Hexal-Gruppe sind die Rahmenbedingungen derzeit durch die Rabattverträge schlecht. Jedes Unternehmen wird sich Gedanken machen müssen, wo es weltweit am kostengünstigsten produzieren kann. Für Sandoz gilt: Wir haben ein hervorragendes Netz an verschiedensten Standorten in der Welt. Da besteht schon jetzt große Flexibilität.



ADHOC: Wie sieht der Generikamarkt in zehn Jahren aus?

SPÄTH: Zehn Jahre - es ist fast visionär darauf zu antworten. Ich denke, es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder man verlässt politisch - und da kann es nur eine politische Lösung geben - diesen Irrweg der Rabattverträge. Dann gibt es eine Rückkehr zu einem funktionierenden generischen Wettbewerb. Oder wir rutschen in ein Tendergeschäft ab. Die Qualität im generischen Bereich würde sich vermindern und paradoxerweise auf der anderen Seite höhere Kostensteigerungen erzeugen als mit einer gut funktionierenden Generikaindustrie.

 

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