Dolormin-Generika

Ratiopharm und Hexal greifen gemeinsam an

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In die Sichtwahl kommt Bewegung: Nachdem unter den Analgetika in den vergangenen Jahren vor allem Ibuprofen zugelegt hat, gibt es jetzt für den Marktführer Dolormin neue Konkurrenz: Mit groß angelegten Werbekampagnen bringen mehrere Hersteller eigene Varianten der schnell wirkenden Lysin-Variante in der Dosierung von 684 Milligramm, entsprechend 400 mg Ibuprofen, in die Apotheken. Ratiopharm und Hexal machen hinter den Kulissen sogar gemeinsame Sache.

Im Jahr 2006 hatte die Merckle-Gruppe mit der Entwicklung einer eigenen hochdosierten Version von Ibu-Lysin begonnen; als Referenzprodukt diente Dolormin. Ende Juni wurden die Zulassungen erteilt - für Ratiopharm, AbZ und CT. Zeitgleich erhielt Hexal die Freigabe - die Novartis-Tochter hatte sich die Zuarbeit beim Konkurrenten eingekauft. Möglicherweise stammen die Präparate der beiden Marktführer sogar aus derselben Produktion: In den Zulassungsunterlagen ist als Hersteller der Hexal-Produkte der Mitbewerber aus Ulm geführt.

Anfang August wurden die Präparate gelistet und die Apotheken mit Einführungsangeboten versorgt. Auch in Anzeigen und im Fernsehen wird für die neuen Schmerzmittel geworben - Ratiopharm setzt dabei zum ersten Mal auf das konkrete Produkt und nicht nur auf die Dachmarke. Bei der 20er-Packung von Hexal kam es einem Konzernsprecher zufolge wegen der „immensen Nachfrage“ sogar zu Lieferengpässen.

Hexal und Ratiopharm sind nicht die einzigen Neueinsteiger. Erst im Juni brachte Reckitt Benckiser (Vertrieb: Klosterfrau) mit Nurofen Immedia ein hochdosiertes Ibuprofen-Lysin auf den Markt. Boehringer Ingelheim hatte bereits 2007 von Dr. Pfleger (Neuralgin extra) eine Zulassung für Ibuprofen-Lysin gekauft. Wann das Produkt Thomapyrin Tension auf den Markt kommen soll, wollte der Konzern auf Nachfrage nicht verraten.

Dolormin extra war 1998 zugelassen worden, kurz darauf folgten, ebenfalls von McNeil, Tispol und Dolormin Migräne. Die ursprüngliche Variante von Dolormin mit 342 mg Ibuprofen-Lysin war 1992 eingeführt worden, in der damals höchsten OTC-Dosierung von 200 mg Ibuprofen. Das älteste heute noch erhältliche Präparat ist Imbun mit 500 mg Ibuprofen-Lysin, das 1990 von der Merckle-Gruppe auf den Markt gebracht worden war. Noch immer verschreibungspflichtig, gehört das Produkt heute zu Merckle Recordati.

Der Wirkstoff selbst war 1962 in den Laboren der britischen Drogeriekette Boots entwickelt worden. 2005 hatte der Handelskonzern seine Pharmasparte und mit ihr die Marke Nurofen an Reckitt Benckiser verkauft.

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