Kommentar

Klare Worte

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Medienberichte über die deutsche und europäische Apothekenlandschaft sind en vogue. Die versammelte Wirtschaftspresse versucht sich dieser Tage an der Bewertung der Zukunft des Marktes. Doch bereits die Bestandsaufnahme scheitert, wenn die Autoren blindlings der Argumentationslinie einiger Liberalisierer folgen. Interessierte Großkonzerne und deren Unternehmensberater, Minikooperationen und Versandpäpste taugen wenig als Kronzeugen. Doch die Strahlkraft der selbst ernannten Rebellen und Modernisierer scheint riesig, das Misstrauen in die Fachkreise dagegen tief.

Der Vormarsch von Kettenkonzernen ist dabei keineswegs eine für die Betroffenen zwar schmerzliche, für das System aber heilsame Radikalkur, die - wie in der Wirtschaftswoche jetzt formuliert - jede zehnte Apotheke „bereits hinter sich“ hat. Diabetes- und Bluthochdruck-Untersuchungen sind keine Erfindung einzelner Kettenbetreiber, und Beratungsbereiche müssen alle britischen Apotheken einrichten, die so genannte höhere Services anbieten und abrechnen wollen. Konzerne schaffen neben Abhängigkeiten mitunter auch ihre eigenen Wahrheiten, die es zu hinterfragen gilt.

Wohltuend, wenn ein Schwergewicht der Branche wie Anzag-Chef Dr. Thomas Trümper öffentlich das übereifrige Medien-Geschnatter mit einer hintergründigen Stellungnahme unterbricht. Unklar ist, inwiefern die Äußerungen Trümpers, der auch Vorsitzender des Bundesverbandes des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) ist, das angespannte Verhältnis unter den deutschen Grossisten zusätzlich belasten wird. Erst im Sommer hatte sich der Phagro aufgrund innerverbandlichen Drucks von einer Einschätzung seines Geschäftsführers distanziert, wonach das Fremdbesitzverbot vereinbar mit EU-Recht sei.

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