Eigentlich wollte dm im Oktober mit seiner Versandapotheke an den Start gehen. Und angeblich wurden bereits im Juli im Rahmen der Pilotphase erste Päckchen an Mitarbeitende verschickt. Tatsächlich jedoch gibt es am Standort immer noch keine Apotheke – und auch noch gar keine Zulassung.
Für dm wird die Zeit knapp. Denn laut der tschechischen Arzneimittelbehörde gibt es nach wie vor keine Betriebs- oder Versanderlaubnis für die dm-Apotheke: „Nach unseren Informationen finden derzeit am betroffenen Standort Bau- und Umbauarbeiten statt. Der genaue Ablauf ist uns nicht bekannt“, heißt es auf Nachfrage. „Nach Abschluss der Umbauarbeiten und der Vorlage aller erforderlichen Unterlagen durch den Bauträger, einschließlich der endgültigen Bebauungsgenehmigung, können wir die Situation beurteilen und eine verbindliche Stellungnahme abgeben.“
Bereits im April hatte es in Prag ein Treffen zwischen Vertretern von Konzern und Behörde gegeben. Denn auch in Tschechien gilt, dass der Versandhandel nur durch öffentliche Apotheken erlaubt ist. Zwar müssen Offizin und Logistik nicht in denselben Räumlichkeiten stattfinden; unterschiedliche Standorte sind aber nicht erlaubt. Der Konzern muss also am Logistikzentrum eine eigene Apotheke eröffnen.
Zwischenzeitlich hatte dm sogar die Reißleine ziehen müssen: Während der Pilotphase konnten die Angestellten wegen der fehlenden Zulassung keine OTC-Medikamente, sondern nur freiverkäufliche Ware bestellen. Ob das mangels Sinnhaftigkeit überhaupt in nennenswertem Umfang passierte, ist nicht bekannt.
Zwar hatte der Konzern ursprünglich wohl tatsächlich geplant, Arzneimittel komplett in den dm-Produktkatalog zu integrieren und sie entsprechend gemeinsam mit anderen Produkten im selben Paket zu verschicken: „Drogerie- und Non-Rx-Produkte werden aus ökologischen und ökonomischen Gründen gebündelt“, hieß es in internen Unterlagen. Doch auch das dürfte unzulässig und damit vom Tisch sein. Rechtsanwältin Christiane Köber von der Kanzlei Danckelmann und Kerst aus Frankfurt hatte ohnehin verschiedene rechtliche Bedenken angemeldet.
Nach interner Planung sollte das Sortiment „Medizin“ eigentlich im Oktober im Webshop freigeschaltet werden, dem Konzern blieben nach dieser Planung also nur noch wenige Wochen. Allerdings hat dm den Zeitplan nie offiziell bestätigt, sondern lediglich den Start im zweiten Halbjahr angekündigt.
Anfang November hat Sebastian Bayer, Geschäftsführer Ressort Marketing und Beschaffung, die Möglichkeit, den Launch auf großer Bühne zu präsentieren. Bei der Konferenz „Health 2025“ der Verlagsgruppe Handelsblatt hält er einen Beitrag zum Thema „Wenn Patienten und Kunden mündiger werden: Warum das Gesundheitswesen neue Angebote braucht“. Vielleicht kann er beim „Future Talk“ ja mehr als nur einen Blick in eine ungewisse Zukunft werfen.