Kommentar

Der Einbruch

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Celesio bricht ein. Nachdem der Stuttgarter Pharmahandelskonzern am Freitagabend seine Prognose für die nächsten Jahre deutlich nach unten korrigiert hat, befindet sich der Aktienkurs auf Talfahrt. Der Einbruch enthüllt, wie weit Wunschdenken und Wirklichkeit bei manchem Konzern auseinander zu liegen scheinen. Noch vor wenigen Tagen hatten führende Celesio-Vertreter in Branchenkreisen berichtet, wie hervorragend die Geschäfte liefen. Der Vorstand der Deutschland-Tochter Gehe tummelte sich auf der Expopharm; man lud zu Pressegesprächen und manchem mehr. Auch im Halbjahresbericht hatte der Celesio-Vorstand Anfang August daran festgehalten, dass das Ergebnis vor Steuern im mehrjährigen Durchschnitt zweistellig wachsen werde. Nun ist der Konzern auf einen Schlag Milliarden Euro weniger Wert.

Celesio macht „unerwartet einschneidende Maßnahmen des englischen Gesundheitsministeriums“, zusätzlich zu „den im Verlauf des Jahres 2007 eingeführten sowie für das kommende Jahr erwarteten staatlichen Sparmaßnahmen in den für Celesio relevanten Märkten“, für die Korrektur der Prognose verantwortlich.

Doch ganz egal, ob unerwartet oder nicht - die Korrektur zeigt, dass im Gesundheitswesen jederzeit mit unerwarteten Einschnitten gerechnet werden muss und dass diese vor allem Konzerne wie Celesio empfindlich treffen können. Insofern wird Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle sich fragen lassen müssen, ob ausgerechnet seine Prognose hinsichtlich der Liberalisierung des deutschen und europäischen Apothekenmarktes sowie die daraus resultierende Geschäftspolitik in ihrer Unerschütterlichkeit zu verantworten sind. Bei einer Chance, die zahlreichen Experten zufolge bei 50:50 liegt, könnte Oesterle ein Votum des Europäischen Gerichtshofes zugunsten nationaler Regelungen kaum als „unerwarteten Einschnitt“ entschuldigen.

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