Correctiv-Beitrag

Kohlpharma und das letzte Wort

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Berlin -

Correctiv und Kohlpharma streiten sich weiter öffentlich über einen Beitrag, den der Rechercheverbund in der vergangenen Woche veröffentlicht hat. Der Importeur hatte die Vorwürfe in einer umfangreichen Stellungnahme zu entkräften versucht. Darauf hat nun wieder Correctiv geantwortet.

Unter dem Titel „Die Medikamente der Anderen“ hatte Correctiv zusammen mit dem RTL Nachtjournal sich kritisch mit dem Geschäftsmodell des Parallel- und Reimports von Arzneimitteln auseinander gesetzt. Im Fokus der Berichterstattung stand Kohlpharma.

Der Marktführer aus Merzig hatte die Berichterstattung als „interessengeleitet konstruiert“ moniert. Das Team von RTL habe sich auch mit einer vollkommen anderen Geschichte beim Importeur im Saarland angemeldet und sei erst später auf den Fall Rumänien zu sprechen gekommen. Laut Correctiv hatte Kohlpharma bereits vor der Veröffentlichung gewarnt, die TV-Doku zu veröffentlichen.

In dem Beitrag ging es unter anderem um das Mittel Trileptal (Oxcarbazepin, Novartis), das angeblich einem Jungen in Rumänien fehlte – weil Importeure den Markt leer kauften. Kohlpharma hatte die Auskunft eines Großhändlers vorgelegt, der die Lieferfähigkeit bestätigt hatte. Laut Correctiv wurde Trileptal auf der Website des rumänischen Gesundheitsministerium von Patienten als Mangelmedikament gemeldet. Auch in sozialen Medien sei man auf viele Patienten und Angehörige gestoßen, die auf der Suche nach Trileptal waren. Eine aufgesuchte Apotheke in Rumänien habe das Mittel bei keinem ihrer vier Lieferanten bestellen können. „Humira oder Avastin hatten wir überhaupt nicht als Beispiel für ein Mangelpräparat erwähnt, sondern als Beispiel für den Preisunterschied“, so Correctiv.

Kohlpharma hatte den Verdacht geäußert, dass es sich bei dem dargestellten Fall um eine Konstruktion handeln könnte, da Trileptal in zwei verschiedenen Wirkstärken verordnet worden war. „Richtig ist: Es handelt sich um ein echtes Rezept und die Verordnung unterschiedlicher Wirkstärken ist bei Mangelpräparaten nicht unüblich“, kontert Correctiv.

Dann ging es um das Engagement des FDP-Politikers Oliver Luksic. Kohlpharma hatte bestritten, dass dieser für das Unternehmen tätig sei, sondern vielmehr für den europäischen Verband EAEPC. Luksic habe allerdings zu keinem Zeitpunkt bestritten, für Kohlpharma zu arbeiten, schreibt Correctiv. Bis zur Veröffentlichung des Artikels habe er damit sogar auf seinem LinkedIn-Profil geworben. Erst nach der Veröffentlichung habe Luksic diese Angaben gelöscht. Laut Kohlpharma war Luksic früher tatsächlich für den Verband der Arzneimittel-Importeure (VAD) tätig, zu dem auch Kohlpharma gehört, allerdings nicht direkt für das Unternehmen. Der Eintrag bei LinkedIn sei schlicht falsch.

Müßig ist der Streit über die Einsparungen für das deutsche Gesundheitswesen aus dem Importgeschäft. Correctiv hält sich zugute, auf die VAD-eigene Prognos-Studie verlinkt zu haben, auch wenn im Beitrag eine niedrigere Zahl genannt wurde. Einräumen müssen die Journalisten, dass Jörg Geller zwar seit 20 Jahren bei Kohlpharma ist, jedoch erst seit 2010 als Geschäftsführer. Das habe man korrigiert. Es ist aber für die Story auch nicht weiter von Belang. Kohlpharma hatte angekündigt, rechtliche Schritte gegen die Berichterstattung zu prüfen, abgeschlossen ist der Streit daher vermutlich noch nicht.

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