Versandapotheken

Apotheken-Kiosk am Bahnhof

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Am Münchener S-Bahnhof Isartor hat heute der Betreiber des Onlineportals apotheke.de eine Rezeptsammelstelle eingerichtet. Am so genannten Apotheken-Kiosk können registrierte Kunden ihre Rezepte einscannen oder einwerfen und OTC-Produkte bestellen. Der Briefkasten wird durch einen Pharmazeuten geleert, der die Rezepte prüft und an den Kooperationspartner, die Versandapotheke mycare aus Halle/Saale, weiterleitet. Der Kunde erhält seine Ware per Post; Zuzahlung beziehungsweise Kaufpreis - im OTC-Bereich angeblich bis zu 30 Prozent unter dem der Präsenzapotheken - werden vom Konto abgebucht.

Hinter dem Projekt steht der Internetunternehmer Dr. Florian Korff, der sich in den 90er-Jahren zahlreiche prominente Domains gesichert hatte, unter anderem medizin.de, immo.de und drogerie-markt.de. Bislang entwickelten sich die Plattformen offenbar zurückhaltend; erst die Kooperation mit Partnern wie mycare ermöglichte den Einstieg ins Geschäft.

In den kommenden sechs Monaten will Korff 50 weitere Apotheken-Kioske an Bahnhöfen in ganz Deutschland eröffnen. In zwei Wochen werde zunächst ein weiterer Standort in München besetzt, erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC. Später sollen Franchise-Nehmer den Betrieb der einzelnen Kioske übernehmen. Diese müssten nicht zwangsläufig Apotheker sein; schließlich können auch Privatpersonen die Briefkästen leeren. Außerdem sollten die Kioske als Werbeplattformen genutzt werden.

Ob sich die Polemik, mit der die Betreiber auf den Zug von DocMorris & Co. aufzuspringen versuchen, auszahlen wird, bleibt abzuwarten. Markige Sprüche wie „Die heutige Präsenzapotheke gehört der Vergangenheit an“ oder „Die Lobbyarbeit der Apothekerverbände ist lediglich das letzte Aufbäumen vor dem Zusammenbruch“ können kaum darüber hinwegtäuschen, dass die Betreiber versuchen, sich mit ihrem wenig überzeugenden Konzept auf Kosten anderer zu profilieren. Es bleibt abzuwarten, wie viele Verbraucher bereit sind, ihre Rezepte in einen Briefkasten am Bahnhof einzuwerfen, ihre Gesundheitsprofile zu hinterlegen oder sich im Kiosk per Telefon oder E-Mail von einem Apotheker beraten zu lassen.

Das PR-Manöver ist allzu durchschaubar, wenn die Betreiber ihre Pressemeldung mit „Kampfansage an Präsenzapotheke“ überschreiben, eine "Kartellbildung" für überhöhte Preise verantwortlich machen oder ein Apothekensterben skizzieren. Die ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände reagierte entsprechend kompromisslos: "Im Windschatten der Zulassung von Versandapotheken wird der Gesundheits- und Verbraucherschutz mit Füßen getreten. Heute will eine Drogerie ihr Geschäft mit Arzneimittellieferungen aufbessern, morgen ein Kiosk, übermorgen die Pommesbude von nebenan", sagte ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf. Die Arzneiversorgung in Deutschland sei heute noch die sicherste und beste der Welt. Das dürfe weder durch Lockvogelangebote noch durch halbseidene Geschäftsmodelle in Frage gestellt werden.

Wenn der vorbeugende Verbraucherschutz unter dem Vorwand einer angeblichen Liberalisierung unterwandert werde, habe der Patient den Schaden. Der ABDA-Präsident forderte Bund und Länder auf, nicht länger zu zögern und die Sicherheitslücken umgehend zu schließen: "Die Versuche von Versandapotheken, ihren Marktanteil von knapp 1 Prozent auf Kosten der Patienten zu erhöhen, sind weder gesundheits- noch verbraucherpolitisch gewollt." Deshalb müsse die Politik "diesem Unwesen ein Ende setzen".

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