Generika

Alliance Boots kommt nach Deutschland

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Der britische Pharmahandelskonzern Alliance Boots kommt nach Deutschland: Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC wird das Unternehmen in wenigen Wochen seine Generikalinie Almus den deutschen Fachkreisen vorstellen. Möglicherweise will sich Almus an der zweiten Runde der Rabattverträge beteiligen. Details waren auf Anfrage aus Großbritannien bislang nicht zu erfahren.

Die im Juli gegründete Almus Pharmaceuticals Deutschland GmbH wird ihren Sitz vermutlich in Düsseldorf haben. Geschäftsführer wird der gebürtige Ungar Dr. János Váczi, der früher als Gebietsmanager Zentral- und Nordeuropa bei der ratiopharm International GmbH leitend tätig war und in einigen der zahlreichen Finanzdrehscheiben des Merckle-Imperiums als Gesellschaftsverwalter firmierte. Váczi war vor zwei Jahren gemeinsam mit seinem Kollegen Roberto Teruzzi, heute Europa-Geschäftsführer bei Almus, vom Ulmer Traditionsunternehmen zur Generikasparte des Londoner Konzerns gewechselt und hatte seitdem die Expansion des Europageschäfts verantwortet.

Die Generikasparte Almus war 2003 in Großbritannien aufgelegt worden und zählt heute mit einem Portfolio von 200 Substanzen zu den fünf wichtigsten Generikamarken im Königreich. Gemeinsam mit Apothekern, Zulieferern und Verbrauchern arbeitet Almus immer wieder an der Verpackung seiner Produkte, um sich an dieser entscheidenden Stelle positiv von der Konkurrenz abzuheben. Vor einem Jahr war Almus in Frankreich und Italien eingeführt worden, danach sollten eigentlich Spanien und Portugal folgen. Mittelfristig will der Konzern Almus in allen Ländern platzieren, in denen er als Groß- oder Einzelhändler aktiv ist und so den Vertrieb sekundieren kann.

Wie Alliance Boots in Deutschland den Markteintritt logistisch begleiten will, ist derzeit unklar. Der Konzern, der nach seiner Fusion mit der britischen Drogeriekette Boots erst in diesem Jahr von der Börse genommen wurde, hält eine knapp 30-prozentige Beteiligung an der Anzag, ist sonst aber nicht direkt am Markt vertreten.

Vermutlich hat Firmenmagnat Stefano Pessina die Gunst der Stunde erkannt und setzt auf die zweite Runde der Rabattverträge von Krankenkassen wie der AOK, die Chefverhandler Christopher Hermann noch in diesem Herbst unter Dach und Fach bringen will. Bei der AOK will man erst im September über den Kreis der Bewerber informieren; bislang würden die eingehenden Anträge zunächst gesammelt, sagte ein AOK-Sprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC.

Sollte Almus den Zuschlag für bestimmte Produkte erhalten, hätten Pessina und seine US-amerikanischen Investoren über die verlängerte Laufzeit von zwei Jahren Zeit, Almus am Markt zu verankern. Das derzeitige Marken-Durcheinander im Generikabereich könnte auch der bislang hierzulande völlig unbekannten Almus zum Durchbruch verhelfen. Möglicherweise soll die Generikalinie auch der Wegbereiter für den Einstieg in den Pharmagroßhandel sein.

Alliance Boots ist neben Celesio und der ebenfalls zur Merckle-Gruppe gehördenden Phoenix einer der größten Pharmahandelskonzerne Europas. Das Unternehmen ist in 15 Ländern als Großhändler und Apothekenkettenbetreiber aktiv; erst vor wenigen Monaten expandierte der Konzern nach China. Die durch den italienischen Firmengründer und Hauptaktionär Stefano Pessina aktiv vorangetriebene Übernahme durch die US-Investorengruppe Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR) im Frühjahr war der bislang größte Private-Equity-Deal in Europa.

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